St. Paulis neues Trainerduo knüpft in vielen Bereichen an die Arbeit der Vorgänger an. Die Stärken werden nun weiterentwickelt.

Schneverdingen. Der Weg vom Hinterausgang des Mannschaftshotels bis zum Trainingsplatz ist nicht weit. St. Paulis Spieler könnten ihn mittlerweile mit geschlossenen Augen gehen. Seit Montag führt sie der Gang immer wieder durch ein kleines Wäldchen, vorbei am Schützenhaus und über einen Parkplatz, auf die Sportanlage. Zweimal, morgens und nachmittags, hin, zweimal zurück. Und wer trotz der hohen physischen Belastung, die zwischen Hin- und Rückweg liegt, noch aufnahmefähig für die Dinge abseits des Weges ist, bekommt das Motto dieser Tage stets aufs Neue vor Augen geführt. "Aus der Tradition in die Zukunft."

Ein Satz, nicht nur wie in Stein gemeißelt, sondern auch tatsächlich. Sein Verfasser hat sich auf dem großen Findling, der vor dem Festsaal des Schützenhauses auf dem Rasen lastet, ebenfalls verewigt: H. ST. Zwar liegt der Koloss, wie die Inschrift auf der Rückseite verrät, schon seit dem 150. Vereinsjubiläum im Jahr 1998 an Ort und Stelle, und die bildhauerischen Fertigkeiten Holger Stanislawskis dürften sich ebenfalls auf den Werkunterricht in einer Bramfelder Schule beschränken. Doch in diesem Jahr wirkt der Spruch wie ein letzter Gruß des zur TSG Hoffenheim gewechselten Trainers. Beim FC St. Pauli hat ein neues Kapitel begonnen. Statt HST führen nun ASC und JML die Regie bei den Braun-Weißen. Und auch für die Beschreibung der Arbeit des Trainerduos André Schubert und Jan-Moritz Lichte könnte das Motto kaum passender sein.

Sie knüpfen dort an, wo Stanislawski aufgehört hat. "Der Trainer stellt die Dinge in den Vordergrund, die uns in der Vergangenheit ausgezeichnet haben. Offensivspiel, Flachpassspiel, schnelles Umschalten. Stärken, die nun weiterentwickelt werden", bestätigt Fabio Morena den gewonnenen Eindruck. Sicher, Schubert hat seinen eigenen Stil, seine eigene Ansprache, und es würde weder ihm noch Stanislawski gerecht werden, die beiden Charaktere mit der Schablone nachzuzeichnen. Fußballerisch aber setzten sie die gleichen Schwerpunkte. Das kollektive Verschieben beim Spiel ohne Ball, die Balleroberung und das Umschalten von Defensive auf Angriff waren und sind elementare Inhalte zahlreicher Trainingseinheiten. Die Flexibilität in der Offensive und die Art der Menschenführung mit der bewusst unterschiedlichen Behandlung und Ansprache der Individuen sind weitere Gemeinsamkeiten.

Eine Philosophie, die Schubert den Einstieg erleichterte. Der Start ist geglückt, wenngleich dem Trainer derartige Vergleiche zuwider sind. "Wir sollten alle die Vergangenheit ruhen lassen." Was schwerfällt, wenn täglich das Motto präsentiert wird: aus der Tradition in die Zukunft.