St. Paulis Testspielsiegen folgen fünf Tage in Schneverdingen. Charles Takyi muss bis nächste Woche einen neuen Klub gefunden haben.

Heiligenstedten. Der Start in die Vorbereitung mit dem kurzfristigen Umzug vom eigenen Trainingsgelände zum Niendorfer TSV erweist sich eine Woche später als passender Auftakt. Der FC St. Pauli will auch auf dem Platz vermehrt Flexibilität nachweisen. "Vor allem in der Offensive werden wir häufig Positionswechsel haben. Je variabler, desto besser", fordert Trainer André Schubert, der in vorderster Front mit vier rochierenden Spielern angreifen will und die Grenzen zwischen den Mannschaftsteilen verwischt: "Ob offensiver Mittelfeldspieler oder Stürmer - das ist mir schnurz."

Die Mannschaft, die gestern Abend ihr fünftägiges Trainingslager im niedersächsischen Schneverdingen bezog, hat verstanden. Sie kennt jene Systeminterpretationen bereits aus der Zeit von Schuberts Vorgänger. Auch Holger Stanislawski hatte die Variante bei Ballbesitz forciert, Schubert will sie weiter verbessern und perfektionieren. Und so war es dann auch nur konsequent, dass sich Mittelfeldmann Deniz Naki gestern beim Test in der Nähe von Itzehoe als nomineller Mittelstürmer versuchen durfte und vor 1500 Zuschauern beim Kreisligaverein TSV Heiligenstedten gleich fünfmal traf. Schon einen Tag zuvor hatte sich der 21-Jährige vor 2700 Zuschauern beim beachtlichen 14:0 gegen Fünftligist TV Grundhof dreimal in die Torschützenliste eintragen können.

Die 31 Treffer insgesamt konservieren die ohnehin gute Stimmung im Kader. "Ich habe eine gute Mannschaft, auch charakterlich. Die Jungs sind leistungsbereit", so Schuberts positives Fazit nach der ersten Woche. St. Pauli ist gut gelaunt und mit dem fünften Neuzugang Mahir Saglik im Landhotel Schnuck angekommen. Die obligatorische Arbeit im physischen sowie einige Einheiten im taktischen Bereich stehen auf dem Programm. Trainiert wird zweimal täglich - und jede Menge kommuniziert. "Aber das hat nichts mit dem Trainingslager zu tun. Ich führe Einzelgespräche jeden Tag, das ganze Jahr."

Redebedarf, der in der Hängepartie um Charles Takyi nicht mehr nötig ist. Der wechselwillige und von einem Hexenschuss beeinträchtigte Mittelfeldspieler weilte als Zuschauer in Heiligenstedten und will schnellstmöglich einen neuen Verein präsentieren. "Vielleicht schaue ich die Woche noch mal in Schneverdingen vorbei", sagt Takyi, der aber wie Carlos Zambrano nicht auf dem Trainingsplatz erwartet wird. Takyi hat von St. Pauli eine Frist erhalten. Bis zur kommenden Woche muss er einen neuen Klub gefunden haben, ansonsten in Hamburg bleiben. Der Klub braucht Planungssicherheit, auch Schuberts Flexibilität hat ihre Grenzen. "Sollte der Wechsel nicht klappen, kann es sein, dass er zwei Wochen lang enttäuscht ist und rummosert, aber dann muss es auch gut sein", so der Trainer, "wir würden uns in diesem Fall über einen guten Spieler freuen."

TV Grundhof - FC St. Pauli 0:14 (0:7) Tore: Kruse (3), Naki (3), Bartels (2), Filipovic (2), Bruns, Boll, Ebbers, Daube

TSV Heiligenstedten - FC St. Pauli 1:17 (1:8) Tore: Niss - Naki (5), Filipovic (3), Daube (3), Kruse (2), Thorandt, Sobiech, Funk, Bruns