In dieser Woche soll es mit den langjährigen St. Paulianern erste Gespräche über ihre berufliche Zukunft am Millerntor geben

Hamburg. Spekulation. Wohl kein Wort fällt aktuell häufiger beim FC St. Pauli. In welcher Liga gehen die Hamburger in der kommenden Saison an den Start? Wer wird neuer Trainer? Welche Spieler kommen? Welche gehen? "Alles Spekulation", sagt Sportchef Helmut Schulte, der zu Ostern immerhin eine Modifikation der Standard-Antwort parat hatte: "Wir reden nicht über ungelegte Eier." Alles liegt auf Eis, zu viele Variablen sind zunächst aufzulösen.

Eine ärgerliche Situation, für alle Beteiligten. Für die Abwehrspieler Marcel Eger, 28, Ralph Gunesch, 27, und Florian Lechner, 30, im Besonderen. Gunesch war 2003 aus Aachen gekommen und kehrte 2007 nach einem Jahr bei Mainz 05 wieder ans Millerntor zurück. Eger und Lechner spielen seit sieben Jahren durchgehend bei St. Pauli. Drei Identifikationsfiguren, die fest mit dem Verein verwurzelt sind und alles mitgemacht haben: Regionalliga, Zweite Liga, Bundesliga. Und nun? Das Trio möchte den Weg bei St. Pauli gerne weitergehen, ist ab dem 1. Juli aber ohne gültiges Arbeitspapier. Die Verträge laufen aus. Während Trainer Holger Stanislawski nach dem 1:3 gegen Bremen erklärte, aufgrund der sportlichen Situation die Gespräche innerhalb des Kaders zu intensivieren und mit einzelnen Spielern bereits gestern erste ausgedehnte Dialoge auf dem Trainingsplatz führte, allerorten im Klub über Etatplanungen, Stadionfinanzierung, Trainersuche und Vermarktungsfragen diskutiert und konferiert wird, bleibt die Zukunft für Eger, Gunesch und Lechner ungewiss. Bezüglich eines möglichen Verbleibs oder Abschieds gab es bislang keine Gespräche. "Ich denke, dass das erst kommen wird, wenn der neue Trainer da ist", orakelt Lechner, "über die Kaderplanung habe ich bislang jedenfalls nur in der Zeitung etwas gelesen." Eger hat sich auf Anraten der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) sogar schon vorsorglich zum 1. Juli 2011 arbeitssuchend gemeldet. Und auch die Versuche von Guneschs Berater Volker Schlappner, einen Gesprächstermin mit dem Sportchef zu bekommen, blieben noch ergebnislos.

Dass ihre Chancen auf einen neuen Kontrakt bei einem Abstieg ungleich höher sein würden, verkompliziert die Situation weiter. "Das beschäftigt den einen oder anderen Spieler vielleicht außen herum, aber im Spiel sehe ich da überhaupt kein Problem", sagt Stanislawski, der vor allem vor einer Woche beim 2:2 in Wolfsburg vor Augen geführt bekam, wie sich das Trio im Abstiegskampf für die Mannschaft zerriss, immer wieder die Kollegen motivierte und darüber hinaus eine starke Leistung zeigte. Abseits von jedweder Analyse ihrer sportlichen Qualitäten und Fähigkeiten sammeln Eger, Gunesch und Lechner in diesen Wochen Pluspunkte als integre Profis. Ihr Wert für die Gemeinschaft ist ohnehin bekannt.

Und so zeichnet sich ab, dass es in den kommenden Tagen nun zumindest zu ersten tendenziellen Gesprächen kommt. "Ich gehe davon aus, dass das noch in dieser Woche passiert", bestätigt Stanislawski auf Abendblatt-Nachfrage. Die Wahrscheinlichkeit eines neuen Vertrags erhöht das - vor allem bei den Wackelkandidaten Eger und Lechner - zwar nicht, doch nach sieben Jahren haben sich die Drei zumindest eine ehrliche Beurteilung der Lage verdient. Lechners Prognose bleibt davon unberührt. Gut möglich, dass der Verein zuvor mit einem neuen Cheftrainer Einigkeit erzielt.