Ein Kommentar von Lutz Wöckener

Er wurde am 26. September 1969 in Hamburg geboren, am 1. Juli 1993 wechselte er zum FC St. Pauli, seit dem 20. November 2006 ist er am Millerntor verantwortlicher Chefcoach. Holger Stanislawski war und ist St. Pauli, doch er wird es allenfalls im Herzen bleiben. Das, was alle längst wussten, aber keiner so recht wahrhaben wollte, wird konkret:

Stani geht!

Wer nun den schmerzlichen Verlust eines guten Fußballtrainers beklagt, hat in der Sache recht, untertreibt aber. Stanislawski hat sich für diesen Klub aufgeopfert, hat ihn trotz - oder vielleicht auch aufgrund - Doppel- und Dreifachbelastung sportlich saniert, war identitätsstiftend und hat alles für den Erfolg getan. Er hat sich gekümmert um neue Strukturen auf und abseits des Rasens, um neue Profis, hat seinen depressionskranken Spieler Andreas Biermann höchstselbst in die Klinik gefahren. Ein Überzeugungstäter, wissbegierig und ehrgeizig. Ein Streber im positiven Sinne, dessen Arbeitsplatzbeschreibung wie seine Verweildauer weit über das Normalmaß hinausgeht. Entlohnen kann man ihn dafür am Millerntor nicht. Auch das erledigt er nun selbst. Mit seinem Wechsel zur TSG Hoffenheim verbessert er sich. Sportlich, wirtschaftlich, perspektivisch.

Und der Verein? Das Präsidium hat keine leichte Aufgabe vor sich, kann nun aber beweisen, dass das selbst formulierte Ziel, personenunabhängige Strukturen zu schaffen, keine hohle Phrase ist. Wenngleich allen Beteiligten klar sein muss, dass die Lücke in diesem Härtefall auf vielen Tätigkeitsfeldern klaffen wird und nicht sofort zu schließen ist.