Bayers erfahrener Trainer spricht sich gegen Geisterspiel aus

Leverkusen. Das Statement kam ungefragt, er hatte diese Worte loswerden wollen: "Ich würde es begrüßen, wenn der DFB seine Entscheidung überdenken würde", sagte Jupp Heynckes und verlieh seinen Worten mit einem schwenkenden Blick ins Plenum Nachdruck. Der erfahrene Trainer nutzte die Pressekonferenz nach dem Spiel, um abseits von neuen Prognosen zur Titelchance seiner Leverkusener eine Lanze für den Gegner zu brechen.

Der 65-Jährige, der ab dem 1. Juli zum dritten Mal Chefcoach beim FC Bayern München sein wird, thematisierte das Urteil des DFB-Sportgerichts vom Freitag, das den Hamburgern nach dem durch einen Becherwurf gegen Schiedsrichter-Assistent Thorsten Schiffner verursachten Spielabbruch der Partie gegen Schalke am 1. April ein Geisterspiel diktiert. Die Partie in zwei Wochen am Millerntor gegen Werder Bremen soll unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Neben einem immensen finanziellen Schaden dürfte die Entscheidung auch Auswirkungen auf den Abstiegskampf haben.

"St. Pauli hat super Zuschauer, eine tolle Atmosphäre. Ich hoffe, dass der Werfer zum Nachdenken gezwungen wird, aber St. Pauli ist bestraft genug. Die Aussperrung ist nicht verhältnismäßig und zu hart", so Heynckes, der mit seinem Plädoyer für eifriges Kopfnicken im Lager der Braun-Weißen sorgte. Die hatten kurz darauf noch einen weiteren Mitstreiter beobachten können. Via TV sprach Franz Beckenbauer bei Sky den Hamburgern aus dem Herzen, als der "Kaiser" die von St. Pauli vorgeschlagene Alternative, die eine angemessene Geldstrafe vorsieht, als beste und sinnvollste Variante adelte.

Dem Kiezklub wird in diesen Tagen eine breite Welle der Solidarität zuteil. Mit dem Urteil scheint das Sportgericht das Gerechtigkeitsempfinden vieler Fußball-Fans verfehlt zu haben. Vereinsübergreifend - ob in Leverkusen, beim Lokalrivalen HSV und sogar beim mit betroffenen Gegner aus Bremen - wird von Fans und Vereinsoffiziellen an den DFB appelliert und in dieser Woche nach Frankfurt geblickt, wo es voraussichtlich am Mittwoch oder Donnerstag zu einer letztinstanzlichen Anhörung kommen wird. "St. Pauli macht Spaß, der Bundesliga würde bei einem Abstieg etwas fehlen. Und das sehen übrigens viele meiner Spieler ähnlich", berichtete Heynckes. Stanislawski nahm den Ball wohlwollend auf und gab sich hoffnungsvoll: "Wir werden alles probieren, um unsere Zuschauer in diesem wichtigen Spiel gegen Werder Bremen ins Stadion zu holen. Auch da gilt es jetzt wie auf dem Platz zu kämpfen!"