Der FC St. Pauli muss im Spiel bei Bayer Leverkusen mal wieder improvisieren. Florian Bruns ist der erste Kandidat für die linke Abwehrseite.

Hamburg. Bis auf die Telefone stand gestern alles still beim FC St. Pauli. Trainingsfrei für die Spieler, keine Urteilsverkündung des DFB-Sportgerichts zum Abbruchspiel gegen Schalke 04. In der Ruhe vor dem Sturm geht das Warten weiter.

Zeit für Trainer Holger Stanislawski, sich in Ruhe Gedanken darüber zu machen, wie er mit seiner Mannschaft am Sonntag beim Auswärtsspiel gegen den Tabellenzweiten Bayer Leverkusen (17.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) den großen Coup landen und die lang ersehnte Wende nach sechs Niederlagen in Folge einleiten will. Der Trainer ist bekannt dafür, dass er sich für besondere Spiele etwas Besonderes einfallen lässt. Gegen Schalke in der letzten Woche stellte er - wie schon im Derby beim HSV - Benedikt Pliquett zwischen die Torpfosten, Fin Bartels wurde aufgrund der Verletzungssorgen vor drei Wochen aus dem offensiven Mittelfeld auf die rechte Verteidigerposition beordert, und Spielmacher Matthias Lehmann durfte sich schon in offensiverer Rolle versuchen.

Auch diesmal ist Stanislawskis Kreativität gefordert. Jan-Philipp Kalla und Fin Bartels müssen Sperren absitzen, der einzige verbliebene Außenverteidiger ist Florian Lechner, der zwar wieder fit, nach seiner Verletzung aber noch zu keinem Bundesliga-Einsatz gekommen ist. Stanislawski hatte bereits angekündigt, dass sich die Offensivspieler darauf einstellen müssten, umgeschult zu werden. Da Max Kruse sich am Dienstag im Training einen leichten Muskelfaserriss zugezogen hat und sein Einsatz am Wochenende ungewiss ist, dürfte Florian Bruns erster Kandidat für die Umschulung sein.

Der 31-Jährige gilt als Allrounder im Mittelfeld, spielte in der B-Jugend sogar mal Libero und hat auch auf der linken Abwehrseite Erfahrungen gemacht. Für den SC Freiburg in der Bundesliga und in dieser Saison für 20 Minuten im Heimspiel gegen Borussia Dortmund. "Die linke Abwehrseite ist nicht meine Wunschposition, aber ich möchte spielen, egal wo", sagt der Linksfuß. Taktische Probleme erwartet Bruns nicht: "Jeder unserer Spieler weiß genau, was er auf welcher Position zu tun hat." Noch ist Stanislawski nicht direkt auf den Top-Joker der Mannschaft (17 Einwechselungen) zugekommen. Das sei aber nicht ungewöhnlich, meint Bruns. "Er guckt sich das die Woche über an, und ich bin sicher, er wird sich etwas Spezielles ausdenken."

Die Verletzungsmisere, die kein Ende zu nehmen scheint, die Diskussionen um den Verbleib von Holger Stanislawski, der Spielabbruch, all die Störfeuer neben dem Platz stellen die Mannschaft vor große Herausforderungen im Abstiegskampf. Trotzdem kommt es niemandem in den Sinn zu hadern, versichert Bruns. "Es bringt doch nichts zu jammern", sagt er. "Wir schaffen es sehr gut, alle Nebenschauplätze auszublenden."

Langsam wird es jedoch Zeit, mal wieder drei Punkte zu holen, um die Hoffnung auf den Klassenerhalt aufrechtzuerhalten. Kein leichtes Unterfangen gegen die beste Rückrundenelf der Liga. Stanislawski wird wohl in die Wundertüte greifen müssen.