Ein Kommentar von Peter Wenig

Auch die größten Optimisten unter den Fans des FC St. Pauli mussten damit rechnen, dass sich ihr Klub bis zum letzten Spieltag gegen den Abstieg stemmen muss. Helmut Schulte, der Sportdirektor des FC St. Pauli, hatte daher intern schon am Rande der Aufstiegsfeier im Sommer 2010 die Losung ausgegeben, dass der Kiezklub mit aller Macht gestärkt aus dieser Bundesliga-Saison hinausgehen müsse - selbst für den Fall, dass es am Ende nicht reichen würde.

Genau dieses Ziel ist seit Freitagabend akut gefährdet, aller Voraussicht nach irreparabel. Wirtschaftlich mag der Kiezklub dennoch selbst nach einem Abstieg potenter als zuvor dastehen. Doch das kostbare Image des FC St. Pauli hat mit dem Spielabbruch schweren Schaden erlitten. In der Kern-DNA des Aufsteigers ist eine sympathische, tolerante Fanszene codiert. Am Millerntor leistet man es sich sogar, dass das Vereinslied des gegnerischen Anhangs vor dem Anpfiff abgespielt wird. Friedlich, alternativ, witzig - mit diesen Attributen hat die Fanszene in ganz Deutschland für enorme Sympathien gesorgt, die eben auch bares (Werbe)-Geld wert sind.

Künftig wird man mit dem FC St. Pauli aber über lange Zeit jenen Bierbecher-Wurf verbinden, der zum Spielabbruch führte. Wer auch immer den Becher geworfen hat - er hat dem FC St. Pauli mehr Schaden zugefügt als jeder Spieler, der in dieser Saison schon gepatzt hat. Zu hoffen bleibt, dass der Übeltäter rasch ermittelt und zur Verantwortung gezogen wird. Der 1. April 2011 wird dennoch ein schwarzer Tag in den Vereinsanalen des FC St. Pauli bleiben.