Der FC St. Pauli im Pech: Fabian Boll zog sich einen Bänderanriss zu. Geht Stürmer Gerald Asamoah bei Abstieg zurück zu Schalke 04?

Hamburg. Der Blick von Fabio Morena sagte alles. "Nicht auch noch Boller", konnte man in den Augen lesen, als der Kapitän des FC St. Pauli gestern Nachmittag mit dem neuen Verletzungsfall in seiner Mannschaft konfrontiert wurde. Der 31-Jährige selbst hatte infolge seines Ermüdungsbruchs getrennt vom Team einige Ballübungen mit Co-Trainer Klaus-Peter Nemet absolviert und deshalb nicht mitbekommen, wie Fabian Boll ins Funktionsgebäude des Trainingsgeländes an der Kollaustraße gehumpelt war.

Bänderanriss im linken Sprunggelenk hieß später die Diagnose bei Boll, die man noch als Glück im Unglück bezeichnen kann. Wer sah, wie der 31-Jährige erst ohne Einwirkung des Gegners im neuen Kunstrasen hängen blieb und anschließend zu Boden ging, danach mit schmerzverzerrtem Gesicht am Spielfeldrand behandelt wurde, hatte weitaus Schlimmeres befürchten müssen. "Im Vergleich zu den Verletzungen der letzten Tage und Wochen ist das Kinderkram", meinte Boll nach seinem Arztbesuch. "Ich hoffe, dass ich möglichst schnell wieder fit werde."

Das heutige Mannschaftstraining werde Boll mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht bestreiten können, machte Mannschaftsarzt Carsten Lütten dem Profi wenig Hoffnung auf ein sofortiges Comeback. Dass der nächste Hamburger Patient am Freitag gegen Schalke am Millerntor spielen kann, ist mehr als fraglich. Der Mittelfeldmann wäre bereits der sechste Defensivspieler, auf den St. Pauli verzichten müsste.

Neben Morena, der darauf hofft, in dieser Saison wider Erwarten doch noch wieder eingreifen zu können, gelten Bastian Oczipka (Knöchelbruch), Moritz Volz (Schienbeinbruch), Carlos Zambrano (Sehnenbandabriss) und Carsten Rothenbach (Probleme mit der Patellasehne) als dauerverletzt. Zudem fällt auch Torwart Mathias Hain mit einem Muskelfaserriss wohl bis Saisonende aus. Auf einen Ausfall von Boll würde Trainer Holger Stanislawski voraussichtlich mit dem Einsatz von Matthias Lehmann und Dennis Daube im defensiven Mittelfeld reagieren, als Alternative käme auch Allrounder Florian Bruns infrage.

Mit Blick auf die Besetzung der Viererkette in der Abwehr bleibt dagegen mehr Raum für Spekulationen. Stanislawski stehen nur noch fünf gelernte Abwehrspieler zur Verfügung. Ralph Gunesch und Markus Thorandt können sich als gesetzt betrachten. Hinzu dürfte aus dem Trio Marcel Eger, Jan-Philipp Kalla und Florian Lechner mindestens ein Spieler kommen, der von Stanislawski im Saisonverlauf nur höchst selten berücksichtigt wurde. Es sei denn, der Trainer greift zu einer ähnlich ungewöhnlichen Maßnahme wie im Fall Fin Bartels.

Der offensive Mittelfeldspieler - einer der überzeugendsten Kiezkicker dieser Spielzeit - gab in den vergangenen beiden Partien den Rechtsverteidiger und lieferte auch auf ungewohnter Position gute Leistungen ab. Was Stanislawski gegen Schalke für ihn plant, weiß der 24-Jährige noch nicht. Nach Rückenbeschwerden trainierte er gestern wieder ohne Probleme und ist bereit für einen Einsatz - auch in der Viererkette. "Ich fühle mich da auch wohl. Wir haben nur noch sieben Spiele, und wenn ich in diesen rechts hinten spielen soll, mache ich das natürlich."

Die Eingewöhnung sei ihm leichtgefallen, schließlich habe er bereits vor seiner Zeit bei St. Pauli als Rechtsverteidiger gespielt. "Wenn wir über rechts kommen, soll ich ja mit nach vorne gehen", erklärt der bis 2012 an den Kiezklub gebundene Profi, der auch im Falle eines Abstiegs mit einem Verbleib bei St. Pauli rechnet.

Ob er dann noch mit Gerald Asamoah zusammenspielt, ist fraglich. Laut "Westfalenpost" soll der 32 Jahre alte Stürmer, der erst im Sommer aus Gelsenkirchen kam, bei einem Gang in die Zweite Liga zum FC Schalke zurückkehren. S04-Sportdirektor Horst Heldt bestätigte: "Wenn St. Pauli absteigt, ist Gerald wieder ein Blauer."