Dem FC St. Pauli fehlt im Abstiegskampf nach Rothenbach, Oczipka, Zambrano und Morena nun schon der fünfte Verteidiger bis zum Saisonende.

Hamburg. Die Situation beim FC St. Pauli ist eigentlich schon angespannt genug. Der Verein liegt nach fünf Niederlagen in Folge auf dem Relegationsplatz, muss mehr denn je um den Verbleib in der Bundesliga kämpfen und zudem den Ausfall einer kompletten Viererkette verkraften. Gestern gab es die nächste Hiobsbotschaft: Nach Carsten Rothenbach, Fabio Morena, Carlos Zambrano und Bastian Oczipka erwischte es den fünften Abwehrspieler. Moritz Volz blieb beim Nachmittagstraining nach einem rustikalen Zweikampf mit Gerald Asamoah mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden liegen. Die Physiotherapeuten eilten herbei und mussten den 28-Jährigen vom Platz tragen. Mannschaftsarzt Dr. Carsten Lütten stellte kurze Zeit später die erschütternde Diagnose: Schienbeinbruch. Saisonaus. Der nächste Nackenschlag für die gebeutelte Mannschaft von Holger Stanislawski.

Der Trainer reagierte zunächst gefasst: "Das ist sehr bitter für Volzy und für die Mannschaft. Uns fehlt nun eine weitere Alternative in der Defensive. Aber da müssen wir jetzt durch. Ich wünsche ihm schnelle Genesung."

Volz hatte sich zuletzt nach schwächerem Saisonstart in die Mannschaft gespielt, absolvierte sechs der vergangenen sieben Spiele, bedingt auch durch die vielen Ausfälle in der Defensive. Als erstes hatte es Carsten Rothenbach erwischt, der sich in der Hinrunde zunächst das Bein aufschlitzte, wochenlang fehlte und sich nun seit geraumer Zeit mit hartnäckigen Problemen an der Patellasehne plagt. Bastian Oczipka brach sich im Februar beim Spiel in Dortmund den Knöchel, Fabio Morena ereilte eine Woche später ein Ermüdungsbruch im Fuß, und Carlos Zambrano musste gegen Nürnberg das Feld räumen, weil er sich einen Sehnenabriss zuzog. Fast jede Woche ein neuer Verletzter, unglücklicherweise alles Abwehr- und vor allem Stammspieler, die im Saisonfinale kaum zu ersetzen sind.

Wie lange es dauern wird, das Schienbein von Moritz Volz wieder herzustellen, und ob es operativ oder konservativ behandelt wird, darüber entscheiden weitere Untersuchungen am heutigen Freitag. Sicher ist nur, dass Volz in dieser Saison nicht mehr in den Kampf gegen den Abstieg eingreifen kann. Der Verletzte war dementsprechend niedergeschlagen: "Das ist ein kleiner Schock für mich", sagte Volz. "Ich werde mich nun mit den Mannschaftsärzten abstimmen, um die bestmögliche Behandlungsweise zu gewährleisten und möglichst bald wieder auf dem Platz zu stehen."

Die Verletzungsmisere beim FC St. Pauli hat mittlerweile Dimensionen angenommen, die für einen Aufsteiger im Abstiegskampf kaum mehr zu verkraften sind. Fünf von zehn Abwehrspielern sind außer Gefecht gesetzt, mit Fin Bartels spielt bereits ein Offensivspieler den Part des Rechtsverteidigers, mit Hauke Brückner berief Stanislawski im Spiel gegen den VfB Stuttgart einen U 23-Spieler in den Kader. Insbesondere auf den für Stanislawskis Spielphilosophie so wichtigen Außenpositionen fehlen die Alternativen. Jan-Philipp Kalla durfte zwei Partien absolvieren, machte seine Sache ordentlich, scheint bei Stanislawski allerdings in Ungnade gefallen zu sein. Jetzt wird er plötzlich doch wieder eine Option. Genauso wie Florian Lechner, der nach - wie soll es anders sein - monatelanger Verletzungspause wieder bereit ist für einen Einsatz im nächsten "Abstiegsendspiel" am 1. April gegen Schalke 04.