Der Trainer des FC St. Pauli sucht nach den kleinen Stellschrauben in seinem Team und gibt eine Kampfansage ab: “Andere Maßnahmen nötig“.

Hamburg. Dass Holger Stanislawski häufig und gerne mit dem privaten Pkw zu Auswärtsspielen und Spielbeobachtungen reist, ist bekannt. Am vergangenen Wochenende hat er auf der Strecke Hamburg-Frankfurt-Leverkusen-Hamburg rund 1200 Kilometer Autobahnfahrt hinter sich gebracht - viel Zeit, um darüber nachzudenken, wie er nach der zuletzt ernüchternden Punktausbeute mit dem FC St. Pauli die Klasse halten kann. Die Ergebnisse seiner einsamen Strategiesitzung teilte er gestern in einem längeren Vortrag der Mannschaft mit. Er werde einige Änderungen vornehmen, sagte Stanislawski.

"Ich gebe den Jungs Schlagworte an die Hand und erkläre ihnen, wie ich die Situation einschätze und was wir tun müssen, um den Klassenerhalt zu erreichen." Vor einem Jahr drückte der Coach nach vier Niederlagen in Folge die Reset-Taste, weil der Bundesliga-Aufstieg in Gefahr geraten war, damit sei die jetzige Situation aber nicht vergleichbar, sagt der 41-Jährige, "dies ist eine andere Situation, die andere Maßnahmen erfordert".

Seine Nachricht ist eindeutig: Optimismus verbreiten und alle Möglichkeiten ausschöpfen, um den Abstieg zu verhindern. "Wir werden an kleinen Stellschrauben drehen, das Kollektiv in den Vordergrund stellen und alle Einflüsse und jegliche Unruhe von außen hart bekämpfen", sagt der Trainer. Auf Details wollte er nicht eingehen, betonte aber, dass es sich hauptsächlich um Veränderungen auf dem Platz handeln würde. Zuletzt hatte Stanislawski einige Sachen ausprobiert, spielte in Frankfurt mit nur einem Sechser und einer Viererkette hinter der Spitze. Insbesondere taktische Verhaltensweisen in den einzelnen Mannschaftsteilen will der Übungsleiter diese Woche trainieren. Beim Freundschaftsspiel am Sonnabend beim Kreisligisten TSV Nützen (14 Uhr) will er dann sehen, wie seine Mannschaft die Forderungen umsetzt. Zudem lässt Stanislawski zur optimalen Vorbereitung auf das Freitagabendspiel gegen Schalke 04 nächste Woche zu anderen Zeiten trainieren.

Der Trainer versucht seinen Spielern ein letztes Mal eindringlich klarzumachen, dass der Fokus nun ausschließlich auf dem Wesentlichen, dem Fußball, zu liegen hat. Auch Vertragsangelegenheiten - sowohl die des Trainers als auch die der Spieler - rücken ab sofort in den Hintergrund.

"Wir haben eine Riesenchance", sagt Stanislawski. "Keiner hat uns mehr auf dem Zettel, alle gehen davon aus, dass St. Pauli und Gladbach bereits abgestiegen sind. Wir haben aber nicht vor, alles, was wir in den letzten Jahren investiert haben, einfach wegzuschenken." Mit welchen Mitteln die Chance genutzt werden kann, machte Stanislawski auch gleich deutlich. "Wir werden jedem, der uns abgeschrieben hat, in den Arsch treten. Wir holen die Streitaxt raus." Stanislawski wird zum Krieger - seine Mannschaft muss ihm nur folgen.