Als er gestern um 8.30 Uhr einen Anruf von Holger Stanislawski erhielt, war Hauke Brückner auf dem Weg zur Arbeit. Der 30-Jährige dachte, St. Paulis Cheftrainer hätte womöglich Einwände gegen eine geplante Autogrammstunde, schließlich gehört das Organisieren solcher Aktionen zu den Aufgaben, die Brückner als Praktikant des Medienzentrums zu erledigen hat - wie auch das Verfassen von Texten für die vereinseigene Internetseite oder das Stadionheft. Stanislawski hatte jedoch ein ganz anderes Anliegen: Er fragte den gebürtigen Eutiner, ob er in einer Stunde zum Training erscheinen könne.

"Das war alles ein bisschen unwirklich", erzählt Brückner. Eigentlich kickt er nur nebenbei in der Oberliga-Mannschaft des Kiezklubs und bereitet sich mit seinem Praktikum auf die Zeit nach dem Fußball vor. Weil St. Paulis Profiteam aber Verletzungssorgen plagen, könnte der 1,82 Meter große Defensivakteur, der 2007 letztmals für die Erste Mannschaft der Braun-Weißen spielte, gegen Hannover zum Bundesliga-Debüt kommen. "Das wäre schon verrückt", sagte der Blondschopf, der mit seiner Freundin Kathrin, einer Rechtsanwältin, in Eppendorf lebt. Große Hoffnungen auf einen Karriereschub macht er sich aber nicht. Vielleicht ist ihm auch das Beispiel von Ex-Profi Bastian Reinhardt eine Mahnung, der vom Praktikanten der HSV-Pressestelle zum Sportchef befördert wurde - und jetzt wieder in die zweite Reihe muss.