Dem FC St. Pauli stehen nach Oczipkas Verletzung im Abstiegskampf nur noch zwei nominelle Außenverteidiger zur Verfügung.
Hamburg. Wenn in der kalten Jahreszeit die Abwehrkräfte gestärkt werden sollen, hilft normalerweise viel Bewegung an der frischen Luft. Beim FC St. Pauli ist man in diesen Tagen froh über jeden Defensiven, der überhaupt noch ohne Schmerzen einen Fuß vor den anderen setzen kann. Vor allem in der Außenverteidigung drohen Trainer Holger Stanislawski die Spieler auszugehen. Letzter Eintrag in die Krankenakte: Am Sonntag musste Bastian Oczipka wegen eines Knöchelbruchs operiert werden, den sich der 22-Jährige in Dortmund zugezogen hatte. Der U-19-Europameister wird in dieser Saison kein Spiel mehr bestreiten können.
Ein herber Verlust für die Braun-Weißen, den der Klub laut Sportchef Helmut Schulte mit der "breiten Qualität im Kader auffangen" will. Über die Definition von Qualität lässt sich streiten, die Breite dagegen an Zahlen ablesen. Und da steht St. Pauli derzeit doch eher schmalbrüstig da. Weil neben Linksverteidiger Oczipka die Stammkraft auf rechts Carsten Rothenbach (Probleme an der Patellasehne) sowie Reservist Florian Lechner (schwere Knieprellung) bereits seit Wochen pausieren müssen, Davidson Drobo-Ampem zudem an den dänischen Erstligisten Esbjerg verliehen wurde, stehen Stanislawski nur noch zwei nominelle Außenverteidiger zur Verfügung.
Der Trainer, der einen Einsatz von Rothenbach oder Lechner am Sonnabend gegen Hannover bereits ausschloss, stellte in der Vergangenheit bei ähnlich angespannter Personallage stets heraus, dass jeder seiner Spieler im Kader das Potenzial habe, in der Bundesliga zu spielen. Andererseits waren Jan-Philipp Kalla und Moritz Volz bislang nicht gerade seine erste Wahl, wenn es darum ging, dieses Potenzial auf dem Platz zu beweisen.
Volz war am Sonnabend für Oczipka eingewechselt und von den starken Dortmundern ein ums andere Mal düpiert worden. Insgesamt durfte der 28-Jährige bislang sechsmal spielen - mit wechselhaftem Erfolg. Seinen meistbeachteten Auftritt im Dress des FC St. Pauli hatte der gebürtige Siegener im letzten Heimspiel gegen Mönchengladbach, als er, von Beginn an aufgeboten, erst mit einem kapitalen Fehlpass ein Gegentor einleitete, dann aber stark in die Partie zurückkam.
Kalla hingegen sollte in der Winterpause ebenfalls verliehen werden, zog sich dann aber eine Kreuzbandzerrung zu. Gegen Mönchengladbach und den HSV stand der 24-Jährige nun die ersten beiden Male im Kader, ein Bundesliga-Einsatz wäre für ihn jedoch ein Novum. Auch deshalb wird sich Stanislawski weitere Alternativen durch den Kopf gehen lassen. Markus Thorandt, eigentlich Innenverteidiger, zuletzt aber rechts aufgeboten, steht nach seiner fünften Gelben Karte genauso wie die Verletzten nicht zur Verfügung. Aus der üppiger besetzten Abwehrzentrale könnten nun auch Ralph Gunesch oder Carlos Zambrano nach außen rücken, zumal Fabio Morena und Marcel Eger ebenfalls einsatzbereit sind. Denkbar ist auch, dass Coach Stanislawski einen Mittelfeldspieler wie Florian Bruns nach hinten beordert.
Dauerlösungen sind dies jedoch allesamt nicht. St. Pauli wird unabhängig von den aktuellen Ausfällen zur nächsten Saison neue Außenverteidiger verpflichten müssen. Die Hoffnung einiger Fans, dass sich die Verletzung des von Bayer Leverkusen bis Saisonende ausgeliehenen Oczipka am Ende mit seinem Verbleib in Hamburg noch positiv auswirken könnte, scheint nicht aufzugehen. Oczipkas Berater Volker Struth sagte gestern dem Abendblatt, dass er fest von einer Rückkehr seines Schützlings zu Bayer ausgehe.
(dst)