Vereinsspitze und Ständiger Fanausschuss entscheiden heute über die Zukunft des FC St. Pauli. Positioniert sich Präsident Stefan Orth?

Hamburg. Um 10 Uhr startet die Mannschaft heute in ihre Vorbereitung auf die Partie in Hoffenheim, Holger Stanislawski bittet seine Profis nach dem freien Tag wieder zum Training. Ernst wird es für den FC St. Pauli allerdings nicht erst am Sonntag. Bereits heute entscheidet sich, wie geschlossen oder zerstritten der Klub dem spätestens mit dem 2:2-Unentschieden gegen den SC Freiburg begonnenen Abstiegskampf begegnet.

Am Abend trifft die Vereinsspitze mit dem Ständigen Fanausschuss zusammen. Was als lockerer Gedankenaustausch vor vier Wochen terminlich fixiert worden war, hat sich im Zuge der Petition der Sozialromantiker-Initiative und den folgenden Fanprotesten beim Spiel gegen Freiburg ( Abendblatt berichtete ) zum wegweisenden und möglicherweise ultimativen Streitgespräch zugespitzt. Die Anfrage des Präsidiums, die Gespräche um eine Woche vorzuverlegen, war von den Anhängern aus Zeitmangel abgelehnt worden. Die Zusage für ein gestern Abend geplantes TV-Duell bei Hamburg 1 wurde einen Tag zuvor von beiden Parteien wieder zurückgezogen.

Anders als vielerorts kolportiert handelt es sich bei der Zusammenkunft zwar um keinen kurzfristig anberaumten Krisengipfel mit Präsidium, Geschäftsführung und der Initiative. Vielmehr ist es das turnusgemäße Treffen zwischen Kluboffiziellen und dem Zusammenschluss aktiver Fangruppen, bestehend aus Vertretern von Ultra Sankt Pauli, dem Fanladen, Skinheads St. Pauli, Alte Schule, den Sozialromantikern, dem Fanclubsprecherrat, der AgiM und dem Fanzine Übersteiger. Ein Dialog, der noch in der Amtsperiode Corny Littmanns begonnen und vom aktuellen Präsidium intensiviert worden war. Gleichwohl erwarten beide Seiten - zumindest in diesem Punkt herrscht Einigkeit - von dem Gespräch neben der Beantwortung inhaltlicher Fragen zur Vermarktung auch die Entscheidung, wie die beiden Lager zukünftig miteinander umgehen wollen. Spannung und Spannungen könnten kaum größer sein.

Für den Fall, dass das Präsidium den in der Petition gestellten Forderungen nicht nachkomme, hatte die Initiative ihre Konsequenzen bereits klar formuliert und mit offenem Widerstand und einer außerordentlichen Mitgliederversammlung gedroht. Die Vereinsspitze hatte Donnerstag in Person von Vize Gernot Stenger ihrerseits zu den Vorwürfen Stellung bezogen, diese zum Teil als unwahr entkräftet und deutlich gemacht, auf die Forderungen nicht einzugehen. Fronten, deren Härtegrad heute auf dem Prüfstand steht: Konfrontation oder Kompromiss?

Sollte das Gespräch ein unversöhnliches Ende finden, stünden mögliche Vermittler bereits parat. In jedem Fall wird eine Positionierung von Stefan Orth erwartet. Der Präsident hatte bislang auf eine öffentliche Stellungnahme verzichtet. Auswirkungen auf die sportliche Situation sind hingegen nicht zu erwarten. St. Pauli tritt Sonntag auswärts an, "und wir konzentrieren uns allein auf unsere Aufgabe", sagt Mittelfeldspieler Max Kruse, "ich blende diese Dinge auf dem Platz aus."