Anders als die Konkurrenz geht der FC St. Pauli ohne Neuzugang in die Rückrunde und setzt im Abstiegskampf auf eine eingespielte Gemeinschaft.

Hamburg. Eine allgemeingültige Entscheidung sei es nicht, schließlich habe es "durchaus den einen oder anderen interessanten Spieler" gegeben, "der für uns aber leider nicht zu finanzieren gewesen war", wie Holger Stanislawski verrät. Doch generell bleibt der Trainer des FC St. Pauli bei seiner Meinung, dass bei Transfers während der Winterpause das Risiko die Chancen übersteigt. Und so vertrauen die Hamburger in der an diesem Wochenende beginnenden Rückrunde der Bundesliga auf Bewährtes und wählen somit einen komplett anderen Weg als die versammelte Konkurrenz im Abstiegskampf.

Tabellenschlusslicht Borussia Mönchengladbach investierte in drei gestandene Profis: Mike Hanke, Havard Nordtveit und Martin Stranzl. Der VfB Stuttgart holte im Dezember mit Bruno Labbadia einen neuen Trainer, und der 1. FC Köln glaubt, die Chance auf den Klassenerhalt mit gleich fünf Winter-Neuzugängen deutlich gesteigert zu haben. Christian Eichner, Tomoaki Makino, Slawomir Peszko, Michael Rensing und Wilfried Sanou schüren die Hoffnung am Rhein. Oder etwa nicht? "Man muss wirklich immer ganz genau hinschauen, ob das Sinn macht", sagt Mathias Hain, "ich kenne jedenfalls keinen Verein, der einen guten Spieler abgibt."

St. Paulis Torhüter verfügt nach acht Jahren bei Arminia Bielefeld über ausreichend Erfahrung im Abstiegskampf und kennt daher das allwinterliche Greifen nach dem letzten Strohhalm im Tabellenkeller. "Wenn man von dem Spieler nicht restlos überzeugt ist, sollte man die Finger von ihm lassen. Es ist ja auch die Frage, wie die Spieler mit der neuen Situation umgehen, die schon vorher da waren. Mancher fühlt sich vor den Kopf gestoßen, das Mannschaftsgefüge ist ein sensibles Gebilde. Das muss man erst mal alles hinbekommen. Und in all den Jahren bei der Arminia kann ich mich spontan nur an einen Wintertransfer erinnern, der uns tatsächlich weitergebracht hat. Ich würde gern mal eine Statistik sehen, die sich mit Erfolg und Misserfolg von Transfers während der Winterpause beschäftigt. Ich denke, dass die Erfolgsquote da nicht mehr als zehn Prozent betragen wird", so der 38-Jährige.

Sein Trainer hat ähnliche Wahrscheinlichkeitsrechnungen im Kopf und zählt lieber die Vorzüge seines Kaders auf: "Die individuelle Qualität ist in Stuttgart, Wolfsburg oder Bremen natürlich höher, aber wir verfügen über ein starkes Kollektiv. Das ist unser Faustpfand. Und wir wussten anders als viele unserer Konkurrenten von Anfang an, dass wir gegen den Abstieg spielen. Ich gehe davon aus, dass bis zum Schluss ein großer Klub noch unten mit dabei sein wird. Jeder kann jeden schlagen, das gilt weiter. Ich habe weder Mönchengladbach abgeschrieben noch denke ich, dass die Klubs über uns durch sind." Stanislawski ist zufrieden mit seinem Kader, attestiert seiner Mannschaft "eine wirklich gute Hinrunde".

17 Punkte und Tabellenplatz 15 ließen den Aufsteiger auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern. Man sieht sich im Soll. Hain bewertet den Saisonverlauf ähnlich: "Es ist ja nicht so, dass wir fußballerisch nicht mithalten konnten. Daher halte ich es für richtig, dass wir keinen Neuen dazubekommen haben."

Die sportliche Führung erwägt sogar, den Kader noch zu verkleinern. Es sei durchaus möglich, dass noch Profis abgegeben werden, bestätigt Stanislawski. Die Abwehrspieler Jan-Philipp Kalla und Davidson Drobo-Ampem gelten als erste Kandidaten, müssten mit ihrem Status als "Local Player" aber zumindest auf dem Papier von einem anderen Eigengewächs ersetzt werden.