St. Paulis Ex-Profi Andreas Biermann erhebt schwere Vorwürfe gegen den Verein, der in Düsseldorf im Finale nach Elfmeterschießen scheitert.

Düsseldorf. Am Ende musste alles ganz schnell gehen. Nach der 3:5-Niederlage im Endspiel um den Düsseldorfer Wintercup gegen Rekordsieger Borussia Mönchengladbach diktierte der Flugplan das Tempo des braun-weißen Reisetrosses. Sechs Tage vor dem Rückrundenauftakt gegen den SC Freiburg (Sonnabend, 15.30 Uhr, Millerntor) hatte es der FC St. Pauli eilig.

Die Hamburger hatten sich vor 23 326 Zuschauern mit 5:4 nach Elfmeterschießen gegen Gastgeber Fortuna Düsseldorf für das Finale qualifiziert, Gladbach, das zum dritten Mal bei dem seit 2007 ausgetragenen Turnier triumphierte, besiegte den 1. FC Kaiserslautern mit 2:0.

Überlagert wurde der ohnehin geringe sportliche Wert des Turniers von den Vorwürfen, denen sich St. Pauli seit dem Wochenende gegenübersieht. Der frühere St.-Pauli-Profi Andreas Biermann hat nach dem Betrugs-Geständnis seines ehemaligen Teamkollegen René Schnitzler schwere Vorwürfe gegen den Kiezklub erhoben. "Es wurden regelmäßig Spieler auf offizielle Sponsorentermine zum Pokern geschickt", sagte Biermann dem "Spiegel". "Auch ich und Schnitzler. Da kann der Verein sich nicht aus der Verantwortung herausziehen und behaupten, man habe nichts gewusst." In der Saison 2008/09 war der Wettanbieter Bein-Poker Sponsor des Hamburger Vereins. Der direkt beschuldigte Teammanager Christian Bönig, der die Spieler selbst für Sponsorentermine ausgewählt hatte, wies die Vorwürfe gestern zurück: "Ich bin traurig, entsetzt und wütend darüber, dass er uns die Schuld zuweist." Dabei habe er Biermann als verantwortungsvollen Menschen kennengelernt. "Wir wussten zwar, dass die Jungs pokern", so Bönig weiter. "Aber niemandem von uns war bewusst, dass ihre Spielsucht krankhaft ist und so weit geht." Schnitzler hatte behauptet, 100 000 Euro für Spielmanipulationen erhalten, jedoch keine Spiele beeinflusst zu haben.

Wie viel Betreuung muss und kann ein Verein für seine Profis leisten? Das war eine der zentralen Fragen, die auch gestern die Diskussionen auf den Rängen beherrschten. Da passte auch der optische Rahmen beim Auftritt der Profis auf dem unter geschlossenem Hallendach wohlig gewärmten Rasen. Im Hintergrund lief auf einer LED-Werbetafel ein Bewegtband mit dem Logo und Namen eines Sportwettenanbieters. Fußball im Zeichen des Glücksspiels.

Und das im doppelten Sinne: gleich drei der vier jeweils 45-minütigen Partien wurden im Elfmeterschießen entschieden - mit dem FC St. Pauli als zweifachen, aber nur einmal erfolgreichen Teilnehmer.

Die Minusgrade der vergangenen Wochen scheinen sowohl die Qualitäten als auch die Mängel im Spiel konserviert zu haben. Vor allem in der Defensive gefiel die Mannschaft von Holger Stanislawski mit Disziplin und Zweikampfstärke. "Ich bin sehr zufrieden. Die Jungs haben taktisch gut gearbeitet", sagte der Trainer. Allerdings verschwieg er dabei, dass die seit neun Ligaspielen auf einen Treffer wartende Offensivabteilung zwar gute Ansätze zeigte, aber im gesamten Turnier ohne eigenen Treffer blieb. Die agilen Fin Bartels und Max Kruse vergaben gute Tormöglichkeiten ebenso wie später Marius Ebbers, Deniz Naki und Rouwen Hennings.

Rückschlüsse auf das Freiburg-Spiel können ohnehin nicht gezogen werden, weil Stanislawski nicht die Startelf ausprobierte. "Uns war wichtig, dass wir hier allen Spielern Einsatzzeit geben konnten. Ich bin zufrieden, wie auch mit der gesamten Vorbereitung."