Helmut Schulte, Sportchef des FC St. Pauli, bestreitet den Vorwurf mangelnder Fürsorge für René Schnitzler, der Geld vom Wettpaten bekam.

Hamburg. Die Nachricht, dass sein ehemaliger Spieler René Schnitzler sich mit 100 000 Euro von der Wettmafia bestechen ließ, hat ihn völlig überrascht. "Wir wussten, dass René gerne zockt, aber mit Kontakten zur Wettmafia hätten wir nie gerechnet", sagt Helmut Schulte, Sportchef des FC St. Pauli, im Abendblatt-Gespräch.

Hilfsangebote für den betroffenen Spieler habe es immer wieder gegeben: "Die Türen von Holger Stanislawski und von mir stehen immer offen, wenn ein Spieler bei uns Probleme hat. Aber René wollte oder konnte sich wohl nicht helfen lassen." Daher habe man auch den Vertrag zwei Monate vor Ablauf gekündigt: "Renés Lebenswandel war mit dem eines Profis nicht mehr vereinbar."

Helmut Schulte bestreitet den Vorwurf mangelnder Fürsorge: "Mehr als wir kann man in einem solchen Fall einfach nicht tun. Wir können keinem Spieler 24 Stunden einen Aufpasser an die Seite stellen."

Grundsätzlich sei ein Profi schon durch das höhere Einkommen in jungen Jahren gefährdeter als andere: "Dennoch haben 99 Prozent keine Probleme mit Spielsucht. So gesehen ist René ein bedauerlicher Einzelfall."

Der Hebel, um Fälle dieser Art künftig zu verhindern, müsse schon in der Nachwuchsarbeit angesetzt werden: "Junge Spieler müssen auf den verantwortungsvollen Umgang mit Geld und möglichem Ruhm intensiv vorbereitet werden. Auch wenn vielleicht nur einer von zehn den Sprung dann wirklich schafft." Der größte Fehler, den man dabei machen könne, sei, den jungen Spielern alles abzunehmen: "So werden junge Menschen nie selbstständig. Und dann geraten sie viel stärker in Gefahr. Sie müssen die Chance erhalten, an Problemen zu wachsen." In der Verantwortung würden vor allem die Spieler-Berater stehen: "Ihnen gegenüber offenbart sich ein Spieler doch viel eher als seinem Arbeitgeber. Leider gibt es in der Szene große qualitative Unterschiede." Wenn Schnitzler in seiner privat völlig verfahrenen Situation noch einmal den Kontakt zu seinem ehemaligen Arbeitgeber suche, sei der Klub zur Hilfe weiterhin bereit. Schulte: "Wenn René sich meldet, können wir über alles Gewesene reden. Ich gehe aber davon aus, dass dies nicht geschieht. Spielen wird er für den FC St. Pauli jedoch definitiv nicht mehr."