Ein Kommentar von Alexander Laux

Als Marius Ebbers gegen Freiburg seinen dritten Saisontreffer erzielt, tanzt "Totti", das ganz in Schwarz gekleidete Totenkopfmonster, vor der Haupttribüne zu den Klängen von Blur ("Song 2") seinen Torwalk, unterstützt von der ABC-Bank.

Ja klar, bisher ist dieses Szenario nur eine Schreckensvision für viele Fans des FC St. Pauli, die für sie von der Realität allerdings nicht mehr weit entfernt ist. Sie befürchten, dass ihr Kultklub zwischen den Polen Kult und Kommerz förmlich zerrissen wird, in der Bedeutungslosigkeit versinkt, und haben eine Initiative gegen den Ausverkauf der Klubideale gestartet.

Der noch in den Anfängen befindliche Konflikt ist deshalb nicht zu unterschätzen, weil er schwer zu lösen ist. Mit dem neuen Stadion und den attraktiven Gegnern in der Bundesliga wächst die Zahl jener Zuschauer, die nicht mehr in das klischeehafte Raster des St.-Pauli-Fans passen und denen die Fankultur - wenn überhaupt - nur noch am Rande bekannt ist. Sie wollen sportlichen Erfolg - die LED-Werbebande ist Mittel zum Zweck.

Tatsächlich haben sich auch die Handelnden der Braun-Weißen längst den Regeln des Profifußballs unterworfen. Ob die VIP-Räume nun Logen oder Separees heißen - das ändert nichts daran, dass St. Pauli wie der HSV mit Emotionen und Werten, für die ein Klub steht, Kasse macht. Für die Anhänger des Kiezklubs kann es nur darum gehen, noch die Auswüchse des Kommerzes zu verhindern. Sonst könnten die Gefühle vieler Fans, die jetzt schon in einer Identitätskrise stecken, zu ihrem Klub erkalten.