Ballkontakte, Pässe, Zweikämpfe, Laufleistung. Wer nach den Partien des FC St. Pauli in die Spielstatistik abtaucht, landet bei der Suche nach Superlativen ganz zwangsläufig bei ihm: Matthias Lehmann, dessen Arbeitsplatzbeschreibung als zentral defensiver Mittelfeldspieler so gar nicht zu seinem offensiven Auftritt auf dem Spielfeld passt, "ist Herz, Hirn und Lunge unseres Spiels", wie Trainer Holger Stanislawski es nennt. Und jetzt ist klar: Der 27-Jährige, der gerade seinen Vertrag verlängert hat, bleibt bis 2013 die zentrale Figur beim Bundesliga-Aufsteiger.

Er "brennt", ist die personifizierte Leidenschaft, vereinigt Wille und Kampf mit spielerischer Klasse und taktischem Geschick. Erst wenn er das verschwitzte Trikot auszieht, wird der Lautsprecher zum sensiblen Leisetreter. "Ich glaube an Gott und die Familie" hat Lehmann sich auf den Unterarm tätowieren lassen, die Wade ziert ein Kreuz mit Maria und Josef. Auch in seinem Klub braucht er Vertrauen und Halt, um Konstanz zu zeigen. Das hat er bei St. Pauli gefunden.

Auf seiner letzten Station in Aachen, als Streit und Missgunst Lust und Leistung auf Sparflamme stellten, galt Lehmann als Lebemann. Ein Image, das er abgelegt hat. Nur eine von 51 möglichen Partien hat er in der abgelaufenen Saison verpasst, und das auch nur wegen einer Sperre. Nun zwingt ihn der Winter in die Fußballpause. Es gibt Ente - bei Mama, daheim in Ulm.