München. In den Tagen vor der Partie beim FC Bayern versuchte Carsten Rothenbach vor allem den Kopf freizubekommen, nicht allzu viel über die Aufgabe nachzudenken, die ihn in der Allianz-Arena erwartete: St. Paulis Rechtsverteidiger sollte Franck Ribéry ausschalten, den Supertechniker, den Ballvirtuosen. Als Rothenbach dann am Sonnabend kurz vor dem Anpfiff im Spielertunnel stand, hatte er eine Gänsehaut. Eine, die länger anhielt als sonst. "Wenn man da unten steht und läuft dann hoch, ist das ein tolles Erlebnis", sagte er nach dem Spiel, das unter den 34 Bundesliga-Highlights, auf die sich St. Paulis Profis vor der Saison freuten, dann doch ein Besonderes war.

Den Respekt vor Ribéry, den er bislang nur aus dem Fernsehen kannte, hatte der 30-Jährige spätestens nach 27 Minuten endgültig abgelegt, als er dem Star souverän den Ball ablief und den Gegenzug einleitete. Es spricht für den ehemaligen Karlsruher, dass der Franzose über weite Strecken der Partie kaum zu sehen war. Bis, ja, bis der Weltstar dann doch noch seinen großen Auftritt hatte, in der 79. Minute seinen Widerpart abschüttelte und zum 3:0-Endstand traf. "Im Großen und Ganzen kann ich auf jeden Fall für mich beanspruchen, dass er lange Zeit keine entscheidenden Szenen hatte", sagte Rothenbach, der schon in der Regionalliga für St. Pauli spielt. "Das 3:0 macht er natürlich stark, war aber auch der Tatsache geschuldet, dass die Räume aufgrund des Platzverweises da waren. Wenn es ein entscheidendes Tor gewesen wäre, würde ich mich wahrscheinlich totärgern, so ist es vielleicht ein Makel."

Im Umgang auf dem Platz sei der Exzentriker Ribéry unauffällig geblieben. "Selbst, wenn ich ihn mal etwas härter angegangen bin, hat er nicht reagiert", sagte Rothenbach. "Vielleicht war das eine Art französische Arroganz." Er selbst habe auch darauf verzichtet, die aus Schulzeiten verbliebenen Französisch-Kenntnisse anzuwenden. Erst am Ende gab es dann doch noch so etwas wie Konversation. Rothenbach erhielt Ribérys Trikot, über das sich nun sein Bruder Andreas freuen darf.