Der FC St. Pauli will beim FC Bayern München am Sonnabend keine Zuschauerrolle - Naki, Takyi und Zambrano droht diese allerdings weiter.

Hamburg. St. Paulis Kader mit dem deutscher Topmannschaften zu vergleichen, ist immer wieder faszinierend. Erst recht, wenn dem Kiezklub am Sonnabend (15.30 Uhr, Allianz-Arena) ein Spiel gegen den Ligakrösus FC Bayern München bevorsteht. Auf rund 30 Millionen Euro beziffert das Internetportal transfermarkt.de den Marktwert der Kiezkicker. Peanuts für den Rekordmeister, bei dem mit Franck Ribéry (45 Mio.), Arjen Robben (40 Mio.) und Bastian Schweinsteiger (35 Mio.) drei Profis wertvoller sind als der gesamte Kader der Braun-Weißen.

St. Paulis Trainer Holger Stanislawski bezeichnet das Team um Kapitän Mark van Bommel trotz der bislang mäßigen Saison als "das Beste, was in Deutschland zur Verfügung steht". "Wer Bayern München abschreibt, sollte sich nicht wundern, wenn die am 14. Mai doch noch ganz vorne stehen", meint der Coach, der beim historischen 2:1, dem bis dato letzten Bundesligaspiel St. Paulis gegen den FC Bayern, im Februar 2002 noch als Spieler auf dem Feld stand. In der Vorbereitung soll nun jedoch das Hier und Jetzt im Vordergrund stehen. Stanislawski will seine Spieler nicht mit alten Geschichten nerven, wenn sich das Team heute Abend anders als gewöhnlich bereits am Tag vor der Partie zur Mannschaftssitzung zusammenfindet. Ein besonderes Spiel verdiene besondere Abläufe.

Man will sich einschwören beim FC St. Pauli, schließlich reist der Kiezklub nicht nach München, um respektvoll zuzuschauen, wie der FC Bayern Fußball spielen kann. Bei aller Wertschätzung rechnet sich Stanislawski für das Duell in der Allianz-Arena durchaus etwas aus. "Bayern München hat sich bislang noch nicht so gefunden, wie es in den Jahren zuvor war", erklärte der 41-Jährige. "Das gibt uns die berechtigte Hoffnung, dass wir unangenehme Gäste sein werden. Wir werden die Helme aufsetzen, das Visier hochklappen." Welche 18 Ritter er mit auf seinen Feldzug nimmt, will der Heeresführer heute bekannt geben. Erst dann wird auch Klarheit darüber herrschen, wie es für die Offensivkräfte Deniz Naki und Charles Takyi sowie Innenverteidiger Carlos Zambrano weitergeht.

Während St. Paulis Sportchef Helmut Schulte im "Kicker" eine Begnadigung des aus disziplinarischen Gründen nicht für die Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern berücksichtigten Trios andeutete ("Wir haben das Fehlverhalten thematisiert und sanktioniert, aber damit ist die Sache auch erledigt"), wollte Stanislawski nicht bestätigen, dass die Angelegenheit mit der Ausbootung für eine Partie ausgestanden ist.

"Das kann sein, muss aber noch nicht sein", erklärte er nebulös. "Ob der Zeitpunkt gekommen ist, dass die Jungs wieder eine Alternative sind, legen wir am Freitag fest." Es sei möglich, dass die negativ Aufgefallenen erst nach einer zweiten Auszeit wieder in die Planungen einbezogen werden. Einzig weitere Formen der Bestrafung für ihre Disziplinlosigkeiten schloss der Coach aus: "Sie müssen also nicht auch noch Schnee schippen", meinte Stanislawski, dem es nach eigenem Bekunden nicht darum geht, ein "wildes Exempel" zu statuieren. Das Wohl der Mannschaft stehe im Vordergrund.

Gegen Kaiserslautern hatte der Coach aus diesem Grund statt Zambrano und dem rotgesperrten Markus Thorandt in der Innenverteidigung Kapitän Fabio Morena und Ralph Gunesch spielen lassen. Beide dürfen sich berechtigte Hoffnungen machen, auch gegen den FC Bayern aufzulaufen. Er habe versucht, nach der guten Leistung gegen Kaiserslautern auch im Training die nötigen Argumente zu liefern, meinte Gunesch, für den das Spiel gegen die Münchner vor allem eine Bedeutung hat: "Es ist die Chance, auf 20 Punkte in der Tabelle zu kommen."