FC St. Pauli verliert beim Letzten VfB Stuttgart nach starker Leistung mit 0:2 und verpasst den Sprung auf den dritten Tabellenplatz

Stuttgart. Es gab Blumen, Pokale, Medaillen, Urkunden und jede Menge strahlende Gesichter. Wie man sportlich erfolgreich aus Stuttgart zurückkehrt, bekamen die Spieler des FC St. Pauli kurz vor der Abfahrt aus dem Teamhotel präsentiert. Während Trainer Holger Stanislawski dort drei Stunden vor dem Anpfiff die Mannschaftsaufstellung bekannt gab, posierten wenige Meter weiter die Sieger und Platzierten der deutschen Mannschaftsmeisterschaften im Skat für die Fotografen. Ähnliche Resonanz hatten sich nach streckenweise herausragender Leistungen auch die St. Paulianer fünf Stunden später verdient, doch anders als die "Kieler Buben", die sich gegen mehr als 1000 Skatspieler durchsetzen konnten, blieb der Aufsteiger beim 0:2 gegen die VfB-Elf ohne Ertrag.

Und das, obwohl Stanislawskis Buben vor 40 000 Zuschauern auf der ausverkauften Baustelle Mercedes-Arena die Trümpfe in einem abwechslungsreichen Spiel waren. Mit blitzschnellen Kombinationen hatten sie die Gunst der Stunde beim verunsicherten Tabellenletzten von Beginn an zu nutzen versucht. Als nach 15 Minuten die ersten Zuschauer Böses für ihren VfB ahnten und der aufmunternde Applaus immer häufiger durch Pfiffe ersetzt wurde, schien die Hamburger Führung nur eine Zeitfrage zu sein. Leidenschaftlich und mit hoher Laufbereitschaft erhöhten die Hamburger den Druck, zeigten sich willensstärker, zielstrebiger und souveräner, erlebten nach einem Eckball des Gegners aber einen ungeplanten Stimmungsabfall. Fabian Boll hatte Stuttgarts Niedermeier nicht am Kopfball gehindert und der Innenverteidiger mit seinem Tor all die Zweifel und Unsicherheiten im Spiel der Schwaben weggewischt. Nach 19 Minuten war auch der VfB in diesem Spiel.

St. Pauli, von Stanislawski in derselben Startformation wie gegen Nürnberg auf das Feld geschickt, benötigte ein paar Minuten, um den Rückstand zu verarbeiten, besann sich jedoch mit zunehmender Spieldauer wieder auf die eigenen Qualitäten. "Wir haben gut gefußballt, wie der Holländer sagen würde, auch in der Folgezeit", analysierte Sportchef Helmut Schulte treffend, da er auch die entscheidende Einschränkung mitlieferte: "Es wurde nur vergessen, das Tor zu machen. Aber besser gut gespielt und verloren als schlecht gespielt und verloren."

Gut gespielt! Das Lob galt vor allem der Offensivabteilung, in der Fin Bartels, Max Kruse und Marius Ebbers zusehends Freude daran gewannen, die Stuttgarter Hintermannschaft mit ihren Pässen zu filetieren. Allein, es fehlten Effizienz und das nötige Glück aus der Ferne, wie die Schussversuche von Matthias Lehmann (24.) und Carlos Zambrano (31.) dokumentierten.

Ein Treffer, das war spürbar, hätte auch nach dem Seitenwechsel bei den Stuttgartern wieder die Verunsicherung der ersten 18 Minuten hervorgerufen. Doch selbst als nur wenige Zentimeter fehlten, blieb den 5000 mitgereisten Hamburger Fans nur der Ansatz eines Torschreis. Kruse hatte eine sehenswerte Kombination exzellent abschließen wollen, doch sein Lupfer wurde auf Höhe der Torlinie von Tasci herausgeschlagen (55.). "Wenn ich den mache, dann kippt das Spiel", war sich der Beinahe-Torschütze auch noch nach dem Abpfiff sicher. Der zwangsläufig einsetzenden Verzweiflung begegnete Stanislawski mit Wechseln. Frische Kräfte für frische Tore? Diesmal vermengte sich die bislang erfolgreiche Rezeptur nicht als gewinnbringende Note. Weder Deniz Naki noch Florian Bruns oder Charles Takyi konnten dem nun ausgeglichenen Spiel einen entscheidenden Impuls geben, wobei Naki vom schwachen Schiedsrichter Tobias Welz wegen einer Abseitsstellung fälschlicherweise zurückgepfiffen wurde.

Zu allem Überfluss mussten nach vergebenen Torchancen nun auch noch Fehlentscheidungen hingenommen werden. Eine davon ermöglichte dem VfB nach 79 Minuten die Entscheidung zum 2:0, als ein Foul an Florian Lechner ungeahndet blieb. "Wichtig waren heute nur die drei Punkte", sagte Stuttgarts Trainer Jens Keller, der bei seiner Analyse die positiven Aspekte vor allem im Ergebnis finden konnte. Der Trainer freute sich über den 14. Tabellenplatz, während die Hamburger die Chance auf den Champions-League-Rang drei vergaben. "Wir haben heute Punkte liegen gelassen", resümierte Boll zähneknirschend, blickte aber bereits auf das Heimspiel am Sonnabend gegen Eintracht Frankfurt: "In sechs Tagen holen wir sie uns zurück."

In Stuttgart gewann St. Pauli nur einen Titel: Sieger der Herzen.