Ein Kommentar von Lutz Wöckener

15. Oktober 2013. Selbst Helmut Schulte, gemeinhin als Absender zuverlässiger Vorhersagen von Torschützen und Spielergebnissen bekannt, weiß nicht, was an diesem Tag passieren und an welchen Wettbewerben seine Mannschaft teilnehmen wird. Aber der Sportchef des FC St. Pauli versucht es zu beeinflussen. Über drei Jahre, so seine Aussage, erstrecken sich Schultes Planungen.

In diesem Zusammenhang ist auch seine Dienstreise zu Real Madrid zu sehen. Denn wer nun glaubt, dass in der Sommerpause oder gar während der kommenden Transferperiode im Januar Spieler aus Europa in Scharen ans Millerntor wechseln, irrt gewaltig. Es ist kein Größenwahn, der die Braun-Weißen zu den Top-Klubs treibt. Vielmehr werden Möglichkeiten abgeklopft, Chancen ausgelotet und Klinken für die Zukunft geputzt. Das vorsichtige Ausstrecken der Fühler über die Landesgrenzen hinaus ist nur der nächste logische Schritt auf dem Zeitstrahl der Professionalisierung. Namen von jungen deutschen Profis wie Hennings, Kruse und Bartels, Naki oder Oczipka stehen für eine erfolgreiche Strategie, die unabhängig von Madrid und Fulham weiterverfolgt wird. St. Pauli kehrt nicht von seiner Philosophie ab, der Weg hat nur eine weitere Spur erhalten.

Im Erfolg werden die größten Fehler gemacht? Statt sich auf dem Punktepolster auszuruhen, weisen die Verantwortlichen Kreativität und Tatkraft nach. So ist der Madrid-Trip auch dann positiv zu werten, wenn die Spesenrechnung am Ende das einzige Andenken aus Spanien bleibt.