Vom Oberligakicker zum Leistungsträger in der Bundesliga - Fabian Boll hat beim FC St. Pauli viel erlebt und ist nicht wegzudenken.

Hamburg. Dass es für ihn so gut laufen würde in der höchsten deutschen Spielklasse, von der er zu Beginn seiner Karriere kaum zu träumen gewagt hatte, damit konnte er selbst nicht rechnen. Und jetzt, acht Jahre nachdem Fabian Boll zum FC St. Pauli kam, um für die Amateurmannschaft in der Oberliga zu spielen, ist der Mittelfeldspieler eine wichtige Stütze von Trainer Holger Stanislawski und aus der Bundesligamannschaft nicht wegzudenken.

Boll ist nicht der Typ Fußballer, der ein Spiel diktieren kann, seine technischen Fähigkeiten sind begrenzt, seine große Stärke liegt darin, Zweikämpfe zu gewinnen und das Spiel des Gegners zu unterbinden. Als er im Heimspiel gegen Borussia Dortmund verletzt ausgefallen war, mangelte es der Mannschaft an Aggressivität, das Dortmunder Mittelfeld konnte häufig ungehindert sein schnelles Passspiel aufziehen. Der Zerstörer fehlte. Stanislawski beklagte danach den Ausfall seines defensiven Sechsers. Eine Woche später beim Sieg in Hannover stand das Boll-Werk wieder - und St. Pauli gewann.

Kaum jemand hat dem 31-Jährigen zugetraut, in der Bundesliga eine solch wichtige Rolle zu spielen. Doch Boll stand mit der einen Ausnahme vom ersten Spiel an neben Matthias Lehmann in zentraler Position vor der Abwehr - und sorgte dafür, dass gestandene Nationalspieler sich nicht entfalten konnten.

Und so ganz nebenbei führt der nicht unbedingt für seine Torgefahr bekannte Defensivspezialist die interne Torschützenliste an. Mit zwei Treffern, die kaum wichtiger hätten sein können. Ihm gelang der erste Saisontreffer, der die Aufholjagd in Freiburg einläutete, und die Führung gegen den HSV, die ihn endgültig unsterblich hat werden lassen beim FC St. Pauli. "Das Tor hat eine Eruption im Stadion ausgelöst, wie ich sie vorher nicht erlebt habe. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass das nichts Besonderes war", beschreibt er die Sekunden nach dem Treffer. Der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere.

Boll, der im Nebenberuf als Oberkommissar tätig ist, hat nie die Bodenhaftung verloren. Nicht als er Profi wurde, nicht als er in die Zweite Liga aufgestiegen war und auch jetzt nicht, in der Bundesliga. "Wir müssen uns vor jedem Spiel bewusst machen, dass es nicht selbstverständlich ist, in der Bundesliga zu spielen, nur ein elitärer Kreis darf das erleben", sagt er. Und die Unbefangenheit müsse bewahrt werden. "Von uns erwartet ja keiner etwas." Wenn die Mannschaft die Erwartungen so übererfüllt wie er selbst, dann ist der Klassenerhalt schon gesichert.