Der FC St. Pauli ist spätestens seit dem Aufstieg angesagt wie nie - und trotzdem ist das Millerntor-Stadion nicht ausverkauft.

Hamburg. "Wir befinden uns im Jahre 2010 nach Christus. Ganz St. Pauli ist ausverkauft. Ganz St. Pauli? Nein! Eine unbeugsame Anzahl an Business-Seats hört nicht auf, Kurzentschlossene ans Millerntor zu locken." Was bewusst nach Asterix klingt, war Teil einer Mitteilung, mit der Bundesligist FC St. Pauli in der vergangenen Woche auf seiner Homepage im Internet für einen Besuch der Partie gegen Borussia Dortmund warb. Anders als von vielen Fans angenommen, gab und gibt es nämlich noch freie Plätze für die Spiele des Aufsteigers - und das nicht nur auf dem Schwarzmarkt oder bei Ebay.

Am vergangenen Sonnabend wurde die offizielle Zuschauerzahl gegen den BVB letztlich mit 24 082 angegeben, das Fassungsvermögen des Millerntor-Stadions beträgt jedoch seit dem Neubau der Haupttribüne bei Spielen ohne spezielle Sicherheitsvorkehrungen 24 487 Plätze, unter dem Strich hätten also noch rund 400 Tickets verkauft werden können. Allerdings nur an Fans mit einem gut gefüllten Portemonnaie. Denn des Rätsels Lösung, warum der Kiezklub zwar angesagt ist wie noch nie, aber auch das herbeigesehnte erste Heimspiel gegen Hoffenheim nicht ausverkauft war, liegt im VIP-Bereich .

Wenn am Dienstag der freie Verkauf der wenigen verbliebenen "normalen" Eintrittskarten für die Heimspiele gegen den 1. FC Nürnberg, Eintracht Frankfurt und Bayer Leverkusen beginnt, werden Interessierte sich früh anstellen müssen, um noch an ein Ticket zu kommen. Bei den teureren VIP-Karten ist die Lage ein wenig anders.

Um wechselnden Besuchern das Erlebnis Millerntor bieten zu können, hatte St. Pauli vor der Saison entschieden, auch ein Kontingent an eben jenen auf der Vereinshomepage erwähnten, "unbeugsamen Business-Seats" als Tageskarten zurückzuhalten. Für Geschäftskunden gedachte Plätze also, die neben dem Genuss des Fußballspiels auch Annehmlichkeiten wie den Zugang zum Ballsaal genannten VIP-Bereich samt umfangreichem Speisenangebot vom Büfett und freie Getränke versprechen. 220 Euro pro Partie kostet ein solcher Platz auf der Haupt-, 190 Euro auf der Südtribüne, exklusive Mehrwertsteuer. Ein Batzen Geld also, der St. Pauli verloren geht, wenn gleich einige Hundert Business-Seats unbelegt bleiben.

ROTHENBACH OPERIERT

Grund zur Sorge sieht Geschäftsführer Michael Meeske dennoch nicht. Man habe mit einer Auslastung von zwei Dritteln im VIP-Bereich kalkuliert und die Erwartungen übertroffen, insbesondere bei den Logen, von denen derzeit nur noch zwei mit einem Fassungsvermögen von jeweils 13 Plätzen verfügbar sind. Dass Sitze trotz allgemein großer Nachfrage frei bleiben, sehen viele Anhänger kritischer. "Wir haben das auch schon angeprangert", sagt der Fanbeauftragte Stefan Schatz, der ein generelles Problem am Millerntor erkannt hat. Seiner Meinung nach gibt es zu wenig günstigere Sitzplätze, auf die Fans, die nicht mehr stehen wollen, wechseln können.