Das heutige Testspiel am Millerntor gegen Racing Santander ist das letzte Spiel des FC St. Pauli vor einer leeren Haupttribüne.

Hamburg. Feierabend, Bier, Fußball. Ein klassischer Männertraum, der der Vorstellung eines idealen Freitagabends vor allem dann sehr nahe kommt, wenn die drei Komponenten auch noch am gleichen Ort zusammenkommen. Geht nicht? Geht doch, wie im Rahmen des heutigen Testspiels am Millerntor zu beobachten sein wird. Um 18.45 Uhr (Sport1 live) empfängt der FC St. Pauli den spanischen Erstligisten Racing Santander und sorgt mit der Partie dafür, dass das Werkzeug auf der Haupttribünenbaustelle gegen ein kühles Astra eingetauscht wird.

"Die Jungs haben richtig Gas gegeben", lobt Wolfgang Helbing, Geschäftsführer der Millerntor-Stadionbetriebsgesellschaft (MSB). Acht Monate haben die Arbeiter für Abriss und Aufbau benötigt. Was kann es Schöneres geben, als den Feierabend nun letztmals Fußball schauend auf dem selbst Errichteten zu genießen? Und das aus exklusiver Lage mit herausragendem Blick auf das Spielfeld. Beste Aussicht für die Arbeiter - und beste Aussichten für St. Pauli.

Die Tribüne soll mit ihren 28 Logen und 1500 Business-Seats zur Triebfeder eines erneuten wirtschaftlichen Aufschwungs werden. "Diese Tribüne gibt uns die Chance, weiter nach oben zu kommen", hatte Michael Meeske, Geschäftsführer des FC St. Pauli, bereits bei der Vorstellung des Bauvorhabens vor einem Jahr prognostiziert - und behält Recht. Bei voller Auslastung winkt allein im Hospitality-Bereich eine Jahreseinnahme von etwa 7,2 Millionen Euro. Der Verein spielt auch finanziell in einer neuen Liga. "Das neue Millerntor muss unser Faustpfand werden. Hier müssen wir die Punkte im Kampf um den Klassenerhalt holen", stellt Holger Stanislawski die sportliche Bedeutung des 17 Millionen Euro teuren Bauwerks heraus. Der Trainer hofft auf die veränderte Akustik. Der deutlich gestiegene Lautstärkepegel soll auch die Leistungen seiner Spieler anheben.

Schon im ersten Heimspiel am 28. August um 18.30 Uhr gegen die TSG Hoffenheim kann Stanislawski auf die zusätzliche Unterstützung bauen. "Es wird eine heiße Nummer, aber wir werden es schaffen", verspricht Helbing. Eine Einschätzung, die vom Blick in den Ablaufplan gestützt wird. Die ersten der in rot und weiß gefärbten Sitzschalen sind bereits montiert, die jeweils 3300 Euro teuren Business-Seats heben sich sichtbar durch ihren braunen Anstrich ab. Bis zum Ende der kommenden Woche werden alle 4800 Sitzplätze nutzbar sein. Ohnehin konzentrieren sich die Arbeiten auf das Dach, wo noch wenige Platten fehlen, und den Innenbereich. Lüftung, Elektrik und die sanitären Einrichtungen mit wasserlosen Urinalen in den Herrentoiletten sind die größten "Baustellen" bis zum Start.

"Im Erdgeschoss sind wir mit den Fliesarbeiten fast fertig", sagt Helbing. Kioske und WC's sowie eine Küche mit Aufzug zum VIP-Raum Ballsaal entstehen dort, und an der Ecke zur noch im Bau befindlichen Kindertagesstätte der Tribünenzugang. Der ist zweigeteilt. "Normale" Zuschauer nehmen den rechten Eingang, Business-Seat- und Logenkunden den linken. Von hier aus gelangen sie zum Ballsaal im ersten Stock und den Separées in Etage drei und vier. Auf der zweiten Ebene sind Technik und Medienvertreter zu Hause.

In der nächsten Woche sollen die Besitzer der Logen in der dritten Etage mit dem Innenausbau beginnen können, die Estricharbeiten sind abgeschlossen. "Diesmal hatten wir die Planung auch tatsächlich fertig, als wir begonnen haben", sagt Helbing und weiß nicht recht, ob er sich gegen Hoffenheim mehr auf das erste Bundesligaspiel nach acht Jahren oder das erste Spiel vor neuer Tribüne freuen soll: "Ich freue mich auf die Kombination, auf Bundesligafußball vor dieser Haupttribüne." Und darauf lässt sich heute Abend doch bestens anstoßen.