Seit Freitag bereitet sich Aufsteiger St. Pauli auf die Bundesliga vor. Über 50 Tage bleiben bis zum ersten Punktspiel in der Bundesliga.

Hamburg. Es dauerte rund 50 Minuten, ehe am Freitagnachmittag das erste Tor der neuen Saison für den FC St. Pauli fiel. Neuzugang Fin Bartels war derjenige, der an der Kollaustraße den Bann brach. Zuvor hatten die 23 Kiezkicker, die Trainer Holger Stanislawski zum Auftakttraining begrüßen konnte, bei ihrem teaminternen Spielchen in der Offensive nicht gerade brilliert. Vielleicht lag es am Lärm der Kettensägen, mit denen nebenan Raum für den neuen Trainingsplatz geschaffen wurde. Ein norddeutsches Vuvuzela-Syndrom sozusagen. Oder der Ball war Schuld, um im Modus der WM-Fehlersuche zu bleiben. Bei St. Pauli wird zwar nicht mit der Turnierkugel "Jabulani" geübt, aber mit einem nahezu identischen Modell: dem neuen Bundesliga-Einheitsball "Torfabrik".

Die Hamburger - in der vergangen Saison neben dem FC Bayern München das Team mit den meisten Treffern im deutschen Profifußball - haben nicht nur nach den gestrigen Trainingseindrücken einen langen Weg vor sich, bevor sie auch im Oberhaus eine solche Torfabrik werden könnten. In jedem Fall trennen sie mehr als 50 Tage davon. Erst am Wochenende 20. bis 22. August steht das erste Punktspiel an. Dazwischen liegen zwei Trainingslager, 12 Testspiele, ein Pokalauftritt und annähernd 100 Trainingseinheiten. "Das ist eine sehr lange Vorbereitungsphase", bestätigt Stanislawski, der auch nach dem Aufstieg seiner Linie treu bleiben, mutig spielen und sich wenig am Gegner ausrichten will. Die hohe Anzahl an Vorbereitungsspielen, schon an diesem Sonnabend (14 Uhr) steht das erste beim Heider SV an, begründet der Coach mit dem Ansinnen, jedem seiner Spieler genug Praxis zu verschaffen. "Die Ergebnisse sind uns dabei völlig gleich", sagt der 40-Jährige, "weil wir inhaltliche Schwerpunkte setzen".

Wo diese neben der Arbeit an der Torausbeute liegen, verrät Stanislawski nicht. Vor der Sommerpause galt die Defensive als St. Paulis größte Baustelle, Stadion und Trainingsgelände mal außen vor gelassen. Mit Moritz Volz, 27, präsentierte sich gestern erstmals eine erhoffte Verstärkung für den Abwehrverbund - und zeigte Youngster Nils Pichinot im Trainingsspiel gleich, was englische Härte ist. Über zehn Jahre war der gebürtige Siegener auf der Insel aktiv. St. Pauli ist nun die erste Bundesliga-Station für den Verteidiger, der im November 2004 sogar mal im deutschen Aufgebot für ein Spiel gegen Kamerun stand. Warum er das Abenteuer Bundesliga erst jetzt wage, erklärt "Volzy" mit mangelndem Interesse anderer Klubs: "Es hatte sich bis jetzt einfach keiner an mich herangetraut."

Neben Volz waren gestern zwei weitere Spieler vor allem damit beschäftigt, die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten: Bartels, 23, und Thomas Kessler, 24. Der von Hansa Rostock verpflichtete Bartels soll künftig die Offensive bereichern, der vom 1. FC Köln ausgeliehene Kessler für Konkurrenzkampf im Tor sorgen. "Ich würde jedem von unseren drei Torhütern zutrauen, dass er sich durchsetzt und beim ersten Bundesligaspiel im Kasten steht", sagt Sportchef Helmut Schulte. Dass die bisherige Nummer eins Mathias Hain kurzfristig zum Torwarttrainer werden könnte, bezeichnete er als Spekulation.

Definitiv wird der Trainerstab durch Thomas Meggle erweitert. Der ehemalige Mittelfeldspieler, der insgesamt 174 Spiele für St. Pauli absolvierte, fungierte bereits gestern als Assistent Stanislawskis. "Meine Aufgabe wird unter anderem darin bestehen, mich um die jüngeren Spieler zu kümmern, diese an die Mannschaft heranzuführen", sagte der 35-Jährige, der in Besitz der A-Lizenz ist und noch den Fußballlehrerschein erwerben wird.

Die Personalplanungen sind mit der Verpflichtung des neuen Co-Trainers und der inklusive dem erst am Sonntag zur Mannschaft stoßenden Gerald Asamoah vier neuen Spieler noch nicht abgeschlossen. Während Stanislawski es sich offen hält, ob er den Trainerstab noch erweitern wird, hält Schulte weiter Ausschau nach möglichen Neuzugängen. Allen, die bereits bei St. Pauli unter Vertrag stehen, wird in den kommenden Tagen einiges abverlangt. Ab Dienstag steht das erste Trainingslager in Schneverdingen an. Dort werde man hart arbeiten, kündigte Stanislawski an. Sehr hart.