Die Kiezkicker wollen Fortuna Düsseldorf heute von Platz drei stoßen. Bei einer Pleite aber wäre der Aufstieg kaum mehr zu stemmen.

Hamburg. Der Schulterklopfer war ehrlich gemeint. "Viel Erfolg für Montag. Ich hoffe, ihr packt das und gewinnt in Düsseldorf, oder holt zumindest einen Punkt", sagte Heribert Bruchhagen und schlug Helmut Schulte noch einmal beherzt auf den Rücken, "ich drücke euch jedenfalls die Daumen." Es waren durchaus herzliche Glückwünsche, die Eintracht Frankfurts Vorstandsvorsitzender am Donnerstag in der DFB-Zentrale seinem alten Bekannten und Sportchef des FC St. Pauli mit auf den Weg gab, doch Bruchhagen dachte dabei auch an sich selbst. Denn sollte die siebte Saisonniederlage der Hamburger tatsächlich ausbleiben, würde der Vorsprung des aktuellen Tabellenführers aus Frankfurt auf den Dritten weiter anwachsen. Satte sieben statt fünf Punkte Differenz auf Düsseldorf - oder eben einen neuen ersten Verfolger: den FC St. Pauli.

Mit einem Sieg im heutigen Top-Spiel bei der Fortuna (20.15 Uhr/Sport1 und Liveticker auf abendblatt.de) könnten sich die Hamburger am direkten Gegner vorbeischieben und mit einem Punkt Vorsprung in das folgende Fernduell um die Teilnahme an der Relegation gehen. Kurios: Mit Greuther Fürth, Union Berlin, Dynamo Dresden, FSV Frankfurt und Hansa Rostock sind fünf der ausstehenden sechs Gegner für beide gleich. Der einzige Unterschied: St. Pauli empfängt am 34. Spieltag den SC Paderborn, Düsseldorf beendet die Serie gegen den MSV Duisburg. "Man spürt bei uns bislang noch nicht so die Euphorie wie damals im Aufstiegsjahr 2010", sagt Mittelfeldspieler und Mannschaftsführer Fabian Boll, "aber die können wir jetzt in einem Spiel von Null auf Hundert entfachen. Dann denkst du auf einmal: Hoppla, wir sind Dritter und können den Aufstieg packen. Dann kann die Maschine ins Rollen kommen. Wir sind jetzt in der entscheidenden Saisonphase und es ist ein richtig wichtiges Spiel für uns." Und zumindest im negativen Fall auch ein vorentscheidendes.

Zwei Punkte und elf Tore trennen die beiden Mannschaften. Bei einer Niederlage hätten die Hamburger in den letzten sechs Partien sechs Zähler auf die Landeshauptstädter gutzumachen. "Wenn du verlierst, hast du zu viele Punkte Rückstand", sagte André Schubert gestern, setzte dann aber noch einmal neu an und relativierte etwas: "Nein, wenn du verlierst hast du viele Punkte Rückstand." Viele Punkte, die womöglich aber tatsächlich zu viele wären. "In jedem Fall hätten wir es dann nicht mehr selbst in der Hand", weiß Schubert, dem sich keine Alternativen bieten, als in der Esprit-Arena alles auf Sieg zu setzen.

+++ Verein bindet Zambrano +++

Weshalb auch nicht? Mit HSV-Leihgabe Maximilian Beister fehlt Trainer Norbert Meier sein torgefährlicher Spielmacher. "Und wir haben in der Rückrunde schon drei Punkte auf Düsseldorf gutgemacht, Sascha Rösler trifft nicht mehr alles so wie in der Hinrunde. Außerdem haben die aus ihren letzten fünf Heimspielen nur fünf Punkte geholt", erinnert St. Paulis Chefcoach und strahlt jenes Selbstbewusstsein aus, das die gesamte Mannschaft momentan trotz der zuletzt unzureichenden Ergebnisse verkörpert. Mehr als 5000 Fans begleiten die Schubert-Elf, der Glaube an die drei Punkte ist tief, obwohl die Bilanz kaum schlechter sein könnte. Seit fast 15 Jahren hat St. Pauli nicht mehr in Düsseldorf gewonnen. Die jüngsten Auswärtsfahrten endeten 0:1, 0:2, 0:2 und 0:3. Der letzte Hamburger Treffer gelang Holger Stanislawski am 20. November 1998! "Alles, was sich am Montag mobilisieren kann, ist da", sagt Boll, "und die Düsseldorfer haben ihren Heimnimbus verloren. Zur Winterpause waren sie die Gejagten, und vielleicht haben sich da so ein paar Verlustängste breit gemacht..."

Heute kann und will St. Pauli endgültig die Vorzeichen verkehren, will im Kampf um die Relegation vom Jäger zum Gejagten werden. Feier-Abend statt Feierabend! Und da würde sich wohl auch Heribert Bruchhagen vor dem Fernseher in Frankfurt ein Fläschchen aufmachen.

So wollen sie spielen:

Fortuna Düsseldorf: Almer - Weber, Lukimya, Langeneke, van den Bergh - Matuschyk, Bodzek - Dum, Ilsö, Lambertz - Rösler, Schiedsrichter: Stark (Altdorf), FC St. Pauli: Pliquett - Volz, Zambrano, Thorandt, Schachten - Boll, Funk - Bruns, Kruse, Naki - Ebbers