Ein Kommentar von Peter Wenig

Kaum ein Verein feiert Siege so euphorisch wie der FC St. Pauli. Doch gestern mieden die Verantwortlichen des Zweitliga-Klubs vor dem DFB-Bundesgericht auch nur den Anschein eines Triumphgefühls. Stattdessen sprach Vizepräsident Gernot Stenger nach dem Urteil von einer empfindlichen Strafe.

Dabei war die Verhandlung in Frankfurt für den FC St. Pauli natürlich ein Sieg auf der ganzen Linie. Statt bis zu 10 000 Fans bei einem Heimspiel auszusperren, muss der Verein nur eine Geldstrafe von 50 000 Euro zahlen - der Gang durch die Instanzen hat sich fürwahr gelohnt.

Der Vorstand tut dennoch gut daran, sich jeglichen öffentlichen Jubel zu verkneifen. Schließlich könnte der Richterspruch zu verheerenden Fehlinterpretationen verleiten - etwa, dass das Werfen von Gegenständen auf das Spielfeld nun doch nicht so schlimm sei. Dabei hat der FC St. Pauli das milde Urteil nur einer extrem glücklichen Konstellation zu verdanken. Einem geständigen, reuigen Täter, der glaubwürdig versichert, dass er niemanden treffen wollte. Einem Opfer, dem Frankfurter Pirmin Schwegler, das nicht lamentiert, sondern die Entschuldigung sofort akzeptierte. Und nicht zuletzt einem Gericht, das die besonderen Umstände dieses Einzelfalls hinreichend würdigt.

Die nächste Attacke am Millerntor, das ist sicher, wird unweigerlich zu einer Teilsperrung führen, womöglich sogar zu einem Geisterspiel. Der FC St. Pauli hat noch einmal ganz viel Glück gehabt. Und ist jetzt in der Pflicht, seine Fans zu disziplinieren.