Nach den Fan-Krawallen muss gehandelt werden

Die Weisheit ist so alt wie die Politik: "Wenn du gar nicht weiterweißt, dann gründe einen Arbeitskreis." So konnte es keine Überraschung sein, dass gestern im Hamburger Rathaus die Teilnehmer des Gipfels zur Aufarbeitung der schweren Krawalle in der Alsterdorfer Sporthalle flugs einen Ausschuss "Sport und Sicherheit" gründeten.

Immerhin reden die Vereine, Polizei und Veranstalter nach fruchtlosen gegenseitigen Schuldzuweisungen wieder mit- statt übereinander. Die Gefahr ist dennoch groß, dass die Beteiligten in den bequemen Kaffee-und-Kekse-Modus schalten - schließlich hat man jetzt ja einen Ausschuss.

Stattdessen sollten jetzt alle Beteiligten schleunigst ihre Versäumnisse aufarbeiten und die entsprechenden Lehren ziehen. Allen voran der FC St. Pauli, wo es in manchen Fan-Kreisen an einem Bekenntnis gegen jede Form von Gewalt fehlt. Dabei hat die abstruse Totenkopf-Teilung in gute und böse Gewalt - nach dem Motto, Rechtsradikale gehören verdroschen - in einem Rechtsstaat nichts verloren.

Doch auch die Polizei tut gut daran, die Vorfälle in Alsterdorf minutiös und selbstkritisch aufzuarbeiten. Vor allem muss die Einsatzleitung prüfen, warum Lübecker Hooligans ungestraft ausländerfeindliche Gesänge der übelsten Sorte anstimmen durften.

Die Innenbehörde muss sich hinterfragen, ob im Vorfeld wirklich alles getan wurde. Denn es gab sehr wohl Warnungen - sonst wäre der HSV kaum gebeten worden, auf eine Teilnahme zu verzichten. Die Erkenntnis, dass die veraltete Alsterdorfer Sporthalle für eine Risiko-Veranstaltung nicht geeignet ist, kommt reichlich spät. Und auf Zeit zu spielen, das haben die schrecklichen Bilder von Alsterdorf gezeigt, kann sich in dieser Frage niemand mehr leisten.