Morgen reist St. Paulis Charles Takyi zum Nationalteam Ghanas. Er will sich beim Afrika-Cup präsentieren - auch für die Bundesliga.

Hamburg. Charles Takyi wirkt konzentriert, fast ein wenig in sich gekehrt. Reden will er nicht. Er ist in die Sporthalle Hamburg gekommen, wo einige seiner Kollegen sich auf den Schweinske-Cup vorbereiten. Ein bisschen Ballgefühl bekommen nach der Winterpause, ein bisschen bewegen, die Muskeln wieder aktivieren. Spielen kann er beim Schweinske-Cup nicht, Takyi hat etwas Wichtigeres vor. Am Freitag reist er nach Südafrika, wo sich die Nationalmannschaft Ghanas auf den Afrika-Cup vorbereiten wird. Es ist das zweite Mal, dass Takyi vom serbischen Trainer Goran Stevanovic eingeladen wurde, nachdem im Oktober endlich die Spielberechtigung vorlag. Der 27-Jährige hatte in jungen Jahren für deutsche Auswahlmannschaften gespielt, jetzt will er unbedingt für sein Heimatland auflaufen. Noch ist nicht klar, ob er wirklich beim Kontinental-Cup spielen darf; er muss zunächst das Auswahlverfahren überstehen. Zwei Spieler werden bereits am 11. Januar wieder nach Hause geschickt, wenn beim Afrikanischen Verband die Turnierkader aller Mannschaften eingegangen sein müssen. Für Takyi stehen fünf entscheidende Tage an.

Während er unter der Sonne Südafrikas mit den "Black Stars" schwitzt, beginnt der FC St. Pauli in Hamburg seine Vorbereitung auf die Rückrunde. Wird Takyi aussortiert, verpasst er nur drei Trainingstage und könnte am 16. Januar mit der Mannschaft ins Trainingslager im spanischen Oliva reisen. Alles wäre wie gehabt. Doch das ist nicht sein Ziel. Takyi würde am liebsten bis Mitte Februar, dem Ende des Turniers, in Afrika bleiben. Das würde zwar seine sportliche Situation beim FC St. Pauli weiter verschlechtern. Er würde taktische Änderungen und einstudierte Spielzüge nicht mitbekommen und mindestens die ersten beiden Spiele verpassen. Schon in der Hinserie fehlte der hoch veranlagte Techniker häufig verletzungsbedingt, kam aber auch nach seiner Genesung nur auf fünf Einsätze. Viel zu wenig für die Ansprüche von "Sir Charles", der nach dem Abstieg der Hamburger 2011 gerne den Verein gewechselt hätte, um in der Bundesliga zu bleiben. Der Afrika-Cup - wenn er dort spielen darf - wäre dagegen die große Chance für den Deutsch-Ghanaen, sich auf internationaler Bühne zu zeigen. Und vielleicht seine letzte, um Angebote aus der Bundesliga oder dem Ausland zu bekommen. Eine Chance, die sich Takyi verständlicherweise nicht entgehen lassen will - selbst wenn er nach seiner Rückkehr darunter leiden könnte.

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Gerald Asamoah, letzte Saison noch St.-Pauli-Stürmer, hat sich für seinen in Ghana weitgehend unbekannten Kumpel starkgemacht. "Takyi ist technisch gut, er kann alles am Ball und braucht nur die Möglichkeit, es zu beweisen", sagte Asamoah der Internetseite ghanaweb.com. Und auch Otto Addo, ehemaliger Nationalspieler Ghanas und heutiger Jugendtrainer beim HSV, macht Takyi Mut. "Wenn er sein Potenzial abrufen kann, hat er eine gute Chance. Aber es wird nicht einfach." Beim FC St. Pauli allerdings auch nicht.