Der FC St. Pauli kann heute (20.15 Uhr, hier im Liveticker) im Heimspiel gegen Augsburg einen großen Schritt Richtung Bundesliga machen.

Hamburg. Man kann wirklich nicht behaupten, dass die Konkurrenz im Kampf um den Aufstieg in die Erste Liga gegen den FC St. Pauli spielen würde. Allwöchentlich lassen die Verfolger auf den anderen Plätzen Punkte liegen. Dieses Mal leistete sich der Tabellenvierte Fortuna Düsseldorf mit einem 2:4 bei Energie Cottbus eine Auswärtspleite. Am vergangenen Montag hatten die Rheinländer noch mit 1:0 gegen St. Pauli gewonnen und hätten bis auf drei Punkte an das Team von Trainer Holger Stanislawski heranrücken können. Nun bleiben es sechs Zähler Abstand. Die gleiche Differenz weist der Fünfte MSV Duisburg auf, der am Sonntag ebenfalls nicht über ein 1:1 gegen Greuther Fürth hinauskam.

Mit den Patzern der anderen Teams steigt die Spannung vor dem heutigen Spitzenspiel der Kiezkicker gegen den FC Augsburg (20.15 Uhr, Sport1 und im Liveticker auf abendblatt.de). Eine Vorentscheidung scheint möglich. Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern dürfte seinen Vorsprung ins Ziel retten, das Duell der offensivstärksten Teams der Zweiten Liga wird zum Spiel um Platz zwei. "Wenn wir gewinnen, glaube ich, dass wir auch am Saisonende vor Augsburg stehen", sagt St. Paulis Sportchef Helmut Schulte, der auf ein 1:0 zugunsten seine Klubs tippt.

Puppenkiste oder Freudenhaus, direkt wird es nur einer der beiden Vereine in die deutsche Eliteliga schaffen. Der andere darf am Ende aller Voraussicht nach als Dritter die Relegationsspiele gegen den Drittletzten aus Liga eins bestreiten. "Wenn möglich wollen wir die vermeiden", sagt Schulte. Dazu müsste St. Pauli allerdings dringend seine Bilanz gegen die Topteams aufbessern. Im Hinspiel gab es in Augsburg ein 2:3, gegen Kaiserslautern (1:2, 0:3) und Bielefeld (0:1, 0:1) verloren die Hamburger gar zweimal. Nur gegen Düsseldorf (2:1, 0:1) und Duisburg (2:2, 2:0) wurden immerhin je einmal drei Punkte eingefahren.

Trainer Stanislawski lässt diese Statistik kalt. "Es interessiert mich nicht, wie die Topspiele vorher waren", sagt der Coach. "Wir haben jetzt die Möglichkeit zu zeigen, wie weit wir sind." St. Paulis toller Offensivfußball der Hinrunde ist allerdings Vergangenheit. Zuletzt feierten die Kiezkicker nur noch Arbeitssiege. Auch Augsburg kam die spielerische Leichtigkeit ein wenig abhanden. Mit 26 gesammelten Punkten sind die Bayern weiter das erfolgreichste Team der Rückrunde, aus den vergangenen vier Spielen holte das Team von Trainer Jos Luhukay aber nur vier Zähler.

Mit Marcel Ndjeng und Schultes Lieblingsspieler im Kader der Schwaben, Ibrahima Traore, schwächelten die starken Außen im Mittelfeld der Augsburger. Gänzlich unbeeindruckt von der Form seiner Teamkollegen schießt derweil Markus Thurk seine Tore. 22 Treffer hat der 33-Jährige auf seinem Konto, sieben mehr als der zweitbeste Torjäger der Liga, St. Paulis Marius Ebbers. "Beide Mannschaften leben von der Qualität solcher Leute wie Ebbers und Thurk", sagt Stanislawski. "Ebbe ist momentan richtig gut drauf. Ich bin überzeugt davon, dass er uns zum Sieg schießt."

Um seine Mannschaft auf die Partie einzustimmen, ließ Stanislawski sein Team gestern statt vormittags an der Kollaustraße abends unter Flutlicht am Millerntor trainieren. Kürzlich hatte der Coach nach einer Serie von Misserfolgen noch angekündigt, dass es keine Übungseinheiten mehr im Stadion geben wird. Ein Grund: Das Einlaufen in die Arena solle etwas Besonderes bleiben. Nun also die Kehrtwende: "Wir hätten sonst zu viel Leerlauf bis zum Spiel gehabt", erklärt Stanislawski, "außerdem kann man an der Kollaustraße nicht unter Flutlicht trainieren. Das Training im Stadion hatte zudem eher den Charakter einer Begehung." Der Coach glaubt, dass auch den Fans der Stellenwert der Partie bewusst ist und sie, anders als zuletzt (siehe unten), als Einheit hinter ihrem Team stehen werden. Stanislawski will sich wie an Weihnachten positiv überraschen lassen. Es knistert und kribbelt ...

St. Paulis Zweite verlor trotz Verstärkung durch die Profis Bendikt Pliquett, Jan-Philipp Kalla, Andreas Biermann, Jonathan Bourgault und Nils Pichinot beim 1. FC Magdeburg mit 0:1 und steht in der Regionalliga Nord weiter auf einem Abstiegsplatz.