Die Konkurrenz patzt, St. Pauli siegt. Nach drei Pleiten ringen die Hamburger RWO 5:3 nieder. Gunesch und Lehmann verletzt.

Hamburg. Er ist einer, der den FC St. Pauli vom Scheitel bis zur Sohle verkörpert. Einer, für den Fußball bei Wind und Regen erst so richtig anfängt Spaß zu machen und der am Millerntor noch mal mit einer Extra-Portion Motivation im Bauch grätscht und kämpft. Dort, neben dem Heiligengeistfeld, vor den Fans, zu denen er vor seiner Karriere selbst gehörte. Einsatz, Leidenschaft und Kampf hatte Trainer Holger Stanislawski nach vier sieglosen Spielen von seiner Mannschaft eingefordert. Drei Tugenden, die Fabian Boll wohl besser als kein anderer Spieler im Kader verkörpert. Insofern hatte es durchaus Signalwirkung, dass die Kapitänsbinde beim Einmarsch in das mit 19 901 Zuschauern erneut ausverkaufte Stadion seinen linken Oberarm schmückte.

90 Spielminuten später verließ der 30-jährige Bramstedter das Feld mit einem Grinsen. St. Pauli hatte Rot-Weiß Oberhausen erfolgreich niedergerungen, hatte Willen gezeigt, Charakter bewiesen - mit einem vorbildlichen Kapitän, dem beim 5:3 der Schlusspunkt vorbehalten war. Acht Tore als Wirkungstreffer in einem Kampfspiel mit offenem Visier. "Das war St. Pauli: Scheißwetter, gute Stimmung, viele Tore. Fast wie Ende der Achtziger", resümierte Boll und wischte sich einige Grashalme aus dem Gesicht.

Viele Tore, die aus vielen Fehlern resultierten. Wer geglaubt hatte, dass der Neustart nach drei Niederlagen mit dem spielerischen Glanz der Hinrunde vollzogen werden würde, sah sich getäuscht. "Man hat gesehen, dass wir verunsichert waren. So was ist eben nicht von heute auf morgen weg", konstatierte Linksverteidiger Bastian Oczipka, der bei seinem wegweisenden Tor zum 3:2 selbst tatkräftige Unterstützung von Oberhausens Schlussmann Semmler erhalten hatte.

"Da haben wir gemerkt, dass es nur über den Kampf geht", sagte Florian Bruns, dem nach nicht geahndetem Foul von Marcel Eger an Semmler kurz darauf das 4:2 gelang. Ein Torwartfehler und eine Fehlentscheidung ebneten den Weg zum Sieg, der gegen nie aufsteckende Oberhausener anschließend mit Händen und Füßen verteidigt wurde. "Wir haben uns in die Erfolgsspur zurückgekämpft", machte Sportchef Helmut Schulte mit Blick auf die Niederlagen der Tabellennachbarn gar die Trendwende aus. Der Einsatz stimmte, ein Konzept ließen die Braun-Weißen auf dem "Schlachtfeld" (Stanislawski) aber weiter vermissen.

Die vom Trainer ausgerufene Neun-Spiele-Saison begann - wie die reguläre beim 2:1 gegen Ahlen - mit einem mühsamen Arbeitssieg, der möglicherweise teuer bezahlt wurde. Abwehrmann Ralph Gunesch musste in der 10. Minute verletzt vom Platz, Matthias Lehmann kurz vor der Pause. Während beim Mittelfeldspieler eine Knieprellung diagnostiziert wurde, befürchtet Gunesch einen Innenbandriss: "Ich hatte diese Verletzung schon zweimal. Es fühlt sich so an." Prognosen, denen heute Fakten folgen.

Bezüglich der Chancen auf einen möglichen Aufstieg sind diese erst in den kommenden Wochen zu erwarten. Der Neustart gelang aufgrund des Sieges. Konstanz, (spielerische) Leichtigkeit und gesteigertes Selbstbewusstsein aber müssen wachsen. Damit es wird wie Ende der Achtziger, als der FC St. Pauli der Sprung in die Bundesliga gelang.

St. Pauli: Hain - Lechner, Thorandt, Gunesch (10. Eger), Oczipka - Boll, Lehmann (45.+2 Kruse) - Bruns, Naki - Sukuta-Pasu (79. Sako), Ebbers.

Oberhausen: Semmler - Pappas, Miletic, Schlieter, Embers (80. Petersch) - Landers (80. Schönfeld), Kaya, Gordon, Schmidtgal - Stoppelkamp, Terranova (64. König).

Tore: 1:0 Ebbers (5.), 1:1 Stoppelkamp (18.), 2:1 Lehmann (24.), 2:2 Gordon (30.), 3:2 Oczipka (54.), 4:2 Bruns (74.), 4:3 Miletic (76.), 5:3 Boll (85.).

Schiedsrichter: Hartmann (Ingolstadt). Zuschauer: 19 901 (ausverkauft). Gelbe Karten: Sukuta-Pasu (2), Sako (2) - Kaya (8), Embers (3).