Im Interview mit dem Abendblatt spricht der 30-jährige Florian Bruns über Flexibilität, Vertragsverhandlungen und eine Mission.

Hamburg. Florian Bruns hat alle 20 Saisonspiele für den FC St. Pauli bestritten und fünf Tore erzielt. Mal spielt er rechts, mal links, mal in der Mitte. Zuletzt durfte der Allrounder vor der Abwehr spielen. Im Interview mit dem Abendblatt spricht der 30-Jährige über Flexibilität, Vertragsverhandlungen und eine Mission.

Abendblatt: Das gewonnene Spitzenspiel gegen Duisburg im Rücken folgen jetzt zwei vermeintliche Pflichtaufgaben gegen Karlsruhe und Frankfurt. Welche Spiele sind schwieriger?

Florian Bruns: In unserer Situation ist es egal, wer ans Millerntor kommt. Wir müssen jeden schlagen. Wir können nicht von einer Pflichtaufgabe sprechen. Der KSC hat viele Topspieler. Die werden nicht herkommen und denken: "Hoffentlich verlieren wir nur 0:3."

Abendblatt: Staunen Sie manchmal selbst über die Souveränität der Mannschaft?

Bruns: Zu Anfang der Saison gab es Spiele, bei denen wir selbst ins Staunen gekommen sind. Je länger die Saison dauert, desto klarer ist zu erkennen, dass hinter unserer Leistung ein System steckt.

Abendblatt: Gegen Duisburg haben Sie mal wieder vor der Abwehr gespielt und hatten gleich die meisten Ballkontakte. Wo fühlen Sie sich am wohlsten?

Bruns: Ich möchte nicht sagen, dass ich lieber auf der Sechs spiele. Aber im Verbund mit einem zweiten Defensiven - wenn ich auch offensiv meine Akzente setzen kann - sehe ich mich eher auf dieser Position. Man hat viele Ballkontakte, kann das Spiel noch mehr beeinflussen.

Abendblatt: Sehen Sie Ihre Flexibilität als Vorteil, auch im Hinblick auf eine Vertragsverlängerung im Sommer?

Bruns: Sportlich sehe ich es als Vorteil, aber als Argument für eine Vertragsverlängerung taugt es nicht. Der Verein muss sagen: "Du passt zu uns, du bist wichtig und du spielst guten Fußball."

Abendblatt: 2008 verliefen Ihre Verhandlungen stockend. Glauben Sie, dass sich Ihre Position verbessert hat?

Bruns: Ja, deutlich. Letztlich haben sich beide Seiten vor zwei Jahren richtig entschieden. Seitdem läuft es richtig gut. Was den Vertrag angeht, denke ich, dass in den nächsten Wochen eine Ansage von Vereinsseite kommt. Auch wenn es mit einer Unterschrift sicher noch etwas dauert. Ich bin da ganz entspannt.

Abendblatt: Damals haben Sie gesagt: "Ich möchte mir noch etwas beweisen." War das schon die weise Voraussicht auf die Bundesliga?

Bruns: Ich wollte damit sagen, dass ich hier noch eine Mission zu erfüllen habe. Die Mission ist noch nicht beendet. Ich habe gemerkt, dass ich mich stetig weiterentwickeln kann. Und ich habe nicht das Gefühl, dass meine Zeit bei St. Pauli schon zu Ende geht. Im Gegenteil: Ich habe das Gefühl, wichtig zu sein für die Mannschaft, und ich will den Weg unbedingt weiter mitgehen.

Abendblatt: Trauen Sie der aktuellen Mannschaft die Bundesliga zu?

Bruns: Ja, definitiv. Ich glaube nicht, dass Mannschaften wie Bochum, Nürnberg oder Freiburg besser sind als wir. Mit unserem Teamgeist können wir Berge versetzen. Und wenn der Trainerstab auch dabei bleibt, könnten wir in der Bundesliga bestehen.