Hamburg. Kurz nach 13 Uhr am Millerntor. Auf dem Kunstrasenplatz hinter dem Stadion schiebt ein Schaufelbagger die Schneemassen zusammen. Es sind kaum grüne Flächen zu erkennen, überall liegen Schnee- und Eisbrocken auf dem Platz. Hier soll das taktische Mannschaftstraining des FC St. Pauli vor dem Spiel gegen den Karlsruher SC (Freitag, 18.00 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) stattfinden. Kopfschüttelnd betritt Trainer Holger Stanislawski das Gelände, die Verärgerung über den nicht geräumten Platz ist ihm deutlich anzusehen. Die Spieler haben gerade genug Raum, um drei Kreise zu bilden und sich den Ball im sieben gegen zwei zuzuschieben. Stanislawski fängt eigenhändig an, einige Schneebrocken an den Rand zu schmeißen, gibt es aber schnell wieder auf. Er lässt seine Mannschaft ein paar Sprints absolvieren und bricht das Training nach 40 Minuten ab.

Es ist die entscheidende Phase der Saison, der FC St. Pauli steht in der Tabelle auf Platz zwei und möchte sich möglichst nicht von dort verdrängen lassen. Doch die Mannschaft hat keine Möglichkeit vernünftig zu trainieren. Das Trainingsgelände an der Kollaustraße ist ohne Rasenheizung in diesem herben Winter nicht nutzbar, der Kunstrasenplatz hinter dem Millerntorstadion wurde nicht rechtzeitig von Schnee und Eis befreit und einen Abstoß weiter, im Stadion, gleicht der Rasen einer abgegrasten Kuhwiese. Extrem glitschig und weich, grüner Rasen ist kaum noch erkennbar.

Es könne nicht gewährleistet werden, dass der Rasen bei diesen Witterungsverhältnissen ordnungsgemäß gewechselt werden kann, hieß es bereits am Dienstag von Vereinsseite. Gestern kam dann die Bestätigung: Der Rasen wird nicht ausgetauscht, das Spiel gegen den KSC wird zur Schlammschlacht. Wenn es überhaupt stattfindet. Sollte es vor dem Spiel noch mal heftig regnen, könnte eine Spielabsage drohen.

Dem schnellen Flachpassspiel der Mannschaft von Holger Stanislawski kommen die Platzverhältnisse jedenfalls nicht zugute. "Ich sage da nichts zu", war der einzige Kommentar des Trainers, der sich beim Training in Sarkasmus flüchtete. Auch die Spieler waren nicht erfreut. "Das ist schon ärgerlich", sagte Florian Bruns. "Klar wünschen wir uns bessere Bedingungen, aber was bleibt uns übrig als es hinzunehmen." Beim letzten Spiel in Duisburg (2:0) war der Platz ebenfalls matschig und tief. St. Pauli spielte trotzdem die beste Halbzeit der Saison. Vielleicht bleibt der Rasen ja deshalb liegen.