Die Kollegen wählen den Hamburger zum Trainer der Hinrunde. Stanislawski hatte bereits in der vergangenen Saison das Rennen gemacht.

Hamburg. Das Lob war nicht geheuchelt. Die Worte der Anerkennung und des Respekts, mit denen die gegnerischen Trainer Holger Stanislawski auf den Pressekonferenzen nach den Spielen in der Hinrunde jeweils bedachten, waren mehr als bloße Höflichkeitsrituale. Mit deutlicher Mehrheit kürten die Cheftrainer der Zweiten Liga den Coach des FC St. Pauli in einer anonymen Wahl zum Trainer der Hinrunde. Sieben der 17 Teilnehmer an der Abendblatt-Umfrage (ein Trainer enthielt sich, ein anderer splittete seine Stimme auf drei Kandidaten) nannten den Hamburger als ihren Favoriten: 41,2 Prozent für Stanislawski. "Das ist unglaublich", reagierte der Gewinner sichtlich überrascht, "für mich ist das wirklich eine große Ehre. Von den eigenen Kollegen so eine Wertschätzung zu erhalten, ist etwas ganz Besonderes. Schön, dass unsere gute Arbeit auch außerhalb Hamburgs so anerkannt wird."

Stanislawski konnte seinen Titel damit verteidigen. Bereits in der vergangenen Saison, als er die Entwicklung der Mannschaft und den sportlichen Aufstieg trotz seiner Teilnahme am Trainerlehrgang in Köln weiter hatte forcieren können, wählten ihn die Kollegen zum Trainer der Hinrunde. "Ich habe die Wahl damals auch als Anerkennung für die Doppelbelastung empfunden. Den Titel jetzt verteidigen zu können, hätte ich nicht erwartet", sagt Stanislawski, dessen Kollegen bei der Wahl vor allem die spielerische und taktische Entwicklung seiner Mannschaft in den Vordergrund stellten. "Es ist einfach herausragend, in welch kurzer Zeit er diesen Prozess mit seinen Spielern vollzogen hat", lobt auch Peter Neururer, der an der Wahl als am 29. Oktober 2009 beurlaubter Trainer des MSV Duisburg nicht mehr teilnehmen durfte.

Sein Nachfolger Milan Sasic, der als Trainer des 1. FC Kaiserslautern in der vergangenen Saison hinter Stanislawski Zweiter geworden war, erhielt trotz erst sechs absolvierter Spiele eine Stimme. Ebenso wie Neuling André Schubert vom SC Paderborn. Und auch die zwei weiteren Aufstiegstrainer konnten punkten: Norbert Meier (Fortuna Düsseldorf) belegt zusammen mit dem Trainer des Herbstmeisters 1. FC Kaiserslautern, Marco Kurz, den zweiten Platz. Uwe Neuhaus (Union Berlin) wurde Fünfter hinter Jos Luhukay vom FC Augsburg.

Holger Stanislawski hat sich in der Szene längst den Ruf des Fußballfachmanns erworben, ohne dabei den "Professor" zu spielen. Seine Motivationskünste, seine Ansprache an die Mannschaft werden von den aktuellen aber auch ehemaligen Wegbegleitern immer wieder hervorgehoben, die lockeren Sprüche in Hamburger Mundart hat er sich bewahrt, Stanislawski ist bodenständig geblieben. Als "sanfter Diktator", beschreibt er sich selbst. Sein Konzeptfußball sorgt für Furore. Auch über die Grenzen der Zweiten Liga hinaus. Die Anfragen von Borussia Mönchengladbach und dem VfL Bochum werden nicht die letzten Kontakte zur Bundesliga gewesen sein.

Mit der Titelverteidigung hat Stanislawski dem FC St. Pauli im noch jungen Jahr ein weiteres Erfolgskapitel hinzugefügt. Die Erfolge bei den Hallenturnieren in Hamburg und Frankfurt, der 2:0-Testspielsieg gegen den aktuellen Tabellenzweiten der Bundesliga, Schalke 04, und nun die Ehrung durch die Kollegen. "Alles schöne Titel, Ergebnisse und Auszeichnungen", findet der 40-Jährige, "aber es zählt erst ab Sonnabend, wenn die Rückrunde beginnt. Schließlich gibt es im Mai etwas weitaus Größeres für uns zu gewinnen."

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