Was für eine erstaunliche Karriere. Der 19-jährige Stefan Winkel ist Torjäger von St. Paulis “Zweiter“. Jetzt bekommt er den Lohn.

Hamburg. Das Kompliment kam direkt nach dem Abpfiff. "Stefan hat seine Sache sehr gut gemacht", lobte Trainer Holger Stanislawski seine Offensivkraft Stefan Winkel (19) beim 2:0-Sieg am Millerntor im Testspiel gegen Schalke 04. Knapp 30 Minuten durfte Winkel, eingewechselt in der 64. Minute für Charles Takyi, gegen Nationalspieler wie Heiko Westermann oder Gerald Asamoah antreten.

Was für eine erstaunliche Karriere. Denn erst vor einem halben Jahr stieß Winkel aus der U 19 des FC St. Pauli zur Amateurmannschaft und avancierte in der Regionalliga gleich zum Torjäger. Zehnmal traf er in 17 Regionalligaspielen für die zweite Mannschaft der Braun-Weißen, mehr als die Hälfte aller Saisontore gehen damit auf sein Konto.

Grund genug für Trainer Holger Stanislawski, den Nachwuchsspieler zu einem Wintertrainingslager in den Kreis der Profis einzuladen. "Er ist ein technisch starker Spieler", sagt Stanislawski über die Qualitäten des Offensivallrounders. "Wir haben großes Interesse daran, ihn noch lange im Verein zu halten."

Winkel passt ins Millerntor-Konzept, das auch DFB-Sportdirektor Matthias Sammer (Abendblatt berichtete) für wegweisend hält. Acht für Deutschland spielberechtigte Spieler unter 23 Jahren hat der FC St. Pauli mittlerweile mit Profiverträgen ausgestattet, hinzu kommt der Kanadier Jonathan Bourgault. Der Verein setzt immer stärker auf die Jugend aus Deutschland.

Davon profitiert nun auch Stefan Winkel, der im Frühjahr 2008 vom MSV Neuruppin zu St. Pauli gewechselt war, obwohl er sogar Angebote aus der Bundesliga hatte. Er glaubte, sich bei den Hamburgern am besten entwickeln zu können - und er ist auf einem guten Weg. "Ich hoffe, dass ich jetzt auch längerfristig dabei sein kann", sagt Winkel.

Der Schnupperkurs bei den Profis ist allerdings erst mal auf die Vorbereitung begrenzt, Stanislawski bot dem kleinen Techniker jedoch an, immer mal wieder mitzutrainieren.

"Noch habe ich nichts erreicht", sagt Winkel bescheiden, "aber ich werde versuchen, an meine Leistungen anzuknüpfen, mich aufzudrängen und zu empfehlen." Konkrete Ziele hat er sich nicht gesetzt, er will sich selbst keinen Druck machen und sich in Ruhe weiterentwickeln. "Ich lasse alles auf mich zukommen", sagt er. Stanislawski habe ihm mit auf den Weg gegeben, dass er vor allem seine körperlichen Defizite aufarbeiten und sich an das taktische System gewöhnen müsse. "Der Unterschied ist schon groß", sagt Winkel über die Trainingseinheiten in der Profimannschaft, "aber ich denke, dass ich mich schnell daran gewöhnen kann." Vorerst sieht ihn Stanislawski indes weiter in der Zweiten Mannschaft - dort soll das Talent weiter reifen.

Die Rückkehr in den Alltag der Regionalliga scheut der ruhige Torjäger nicht. Er weiß ja jetzt, wie es oben ist, er weiß, dass er Chancen bekommt, sich zu beweisen, und er weiß, dass er mithalten kann. Das ist Motivation genug.

Momentan muss sich Winkel allerdings noch für ein anderes Ziel motivieren. Im Sommer will er Abitur machen.

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