Hamburg. "So viel Arbeit für das kurze Stückchen Brett." Nach zehn Minuten hatte Fridtjof Stechmann seinen Teil der Bank in den Händen. Bestens ausgerüstet mit Metallschneider und Säge hatte der 33 Jahre alte Geographiestudent seine auserwählte Sitzreihe bearbeitet. "Das Brett wird einen Platz als Regal im Badezimmer finden."

Gestern konnten St.-Pauli-Fans wie Stechmann ein Erinnerungsstück der besonderen Art ergattern. Im Zuge der Umbaumaßnahmen an der Haupttribüne im Millerntorstadion wurden die Sitzschalen und Sitzbänke verkauft. Einzige Bedingung war der eigenhändige Abbau. Sitze kosteten 19,10 Euro, in Anlehnung an das Gründungsjahr des Klubs. Bänke konnten für fünf Euro pro laufenden Meter mitgenommen werden.

Wer nicht frei bekam, verband die Arbeit mit dem Vergnügen. Thies Werner rückte zusammen mit seinem Auszubildenden Kevin Krüger an. Der 18 Jahre junge Fußballfan half seinem Chef, zwei Bänke für dessen Partykeller abzumontieren. Doch nicht jeder kam mit einer "Flex". Klaus Henning Wenck (21) war nur mit einem Taschenmesser bestückt. Zum Glück traf der angehende Wirtschafts-Ingenieur auf hilfsbereite Anhänger, ansonsten wäre er wohl ohne Sitz aus seiner Mittagspause gekommen.

Es wurde auch nicht nur für den Eigenbedarf abgerissen, viele Sitze werden unter dem Tannenbaum liegen. Am Donnerstag ist die Zeit für den Tribünenrest abgelaufen. Nach einer Abschiedsparty sollen die Abrissarbeiten beginnen. Zur Saison 2010/11 soll die neue Tribüne stehen. Es folgen die Nordtribüne und die Gegengerade.