Stürmer Marius Ebbers ist auf Rekordjagd. Er hat in acht Spielen fünf Tore erzielt. Bei dieser Quote könnte er die 20-Tore-Marke knacken.

Hamburg. Quizfrage: Wann gelangen einem St. Pauli-Profi letztmals 20 Saisontore? Der Kandidat überlegt, zögert und muss dann doch passen. "Keine Ahnung", sagt Marius Ebbers, "aber ich glaube, es war Juri Sawitschew".

Eine falsche Annahme, die allerdings auch beweist, dass Ebbers die jüngere Vereinsgeschichte des FC St. Pauli nicht völlig unbekannt ist. Immerhin sicherte sich der russische Angreifer gleich zweimal die mannschaftsinterne Torjägerkrone. In der Saison 1997/98 gelangen ihm acht Treffer, zwei Jahre zuvor reichten sogar sechs Saisontore aus, um sich den Titel zu sichern. Werte, die einen Hinweis geben, wie es um die Torgefahr von St. Paulis Stürmern in den letzten Jahr(zehnt)en bestellt war. Seit den 27 Toren des späteren Managers und Trainers Franz Gerber in der Zweitligasaison 1976/77, wurde die für Angreifer magische 20-Tore-Grenze nicht mehr erreicht.

Nun, 33 Jahre später, könnte die Marke erstmals wieder geknackt werden. Ebbers, dem in seiner Premierensaison am Millerntor trotz Verletzungsproblemen zehn Treffer gelungen waren, hat nach acht Spieltagen bereits fünfmal ins Schwarze getroffen. Der 31-Jährige ist auf Kurs. "Ich fühle mich körperlich sehr gut, habe nicht mehr die Beschwerden wie im letzten Jahr. Vor allem aber profitiere ich von der Mannschaft. Wir haben im Offensivbereich gute Qualitäten", begründet der Strafraumstürmer seine bislang so hervorragende Quote. Die technisch beschlagene und torgefährliche zweite Reihe der Braun-Weißen mit Florian Bruns (drei Treffer), Charles Takyi (zwei) und Deniz Naki (zwei) sorgt dafür, dass St. Pauli kaum auszurechnen ist. "Die Abwehrspieler wissen, dass sie sich nicht nur auf mich allein konzentrieren dürfen", sagt Ebbers, "das macht es für mich natürlich leichter." Dem Angreifer bieten sich Räume, die er in den entscheidenden Situation zu nutzen weiß. 17 Torschüsse reichten ihm zu seinen fünf Treffern. Die erhöhte Effizienz als weiterer Mosaikstein.

Dabei beteiligt sich der gebürtige Essener, dessen Saisonbestwert bislang bei 15 Toren für den MSV Duisburg (Saison 2002/03) liegt, deutlich auffälliger an der Defensivarbeit, leitet im 4-2-3-1-Schema als alleinige Spitze das Pressing ein, wirkt lauf- und einsatzstärker als zuvor. Bei der 0:1-Niederlage in Bielefeld ließ er sich in der zweiten Halbzeit immer wieder weit zurückfallen und gefiel in der Rolle eines zentralen Mittelfeldspielers. Der mitunter phlegmatisch wirkende Einzelkämpfer hat sich spätestens in dieser Saison zum Mannschaftsspieler gewandelt. Auch wenn er selbst in die Lobeshymnen der vergangenen Wochen nicht einstimmen will ("Ich habe allenfalls Kleinigkeiten verändert"), kann er die nackten Zahlen nicht ignorieren. "Marius Ebbers könnte für uns zum Spieler der Saison werden", hatte Holger Stanislawski bereits vor der Saison gemutmaßt. Und die Prophezeiung des Trainers scheint sich zu bewahrheiten. "Da sind schon noch ein paar Tore drin", sagt St. Paulis Nummer neun und grinst.

1977 stieg St. Pauli nicht zuletzt dank Gerbers Tore am Saisonende als Meister in die Bundesliga auf. Und bis zum achten Spieltag hatte der es gerade mal auf zwei Treffer gebracht.

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