Der am Ende souveräne 3:1-Sieg bei Rot-Weiß Oberhausen lieferte neue Erkenntnisse über die Qualität des Klubs.

Hamburg. Lockeres Auslaufen am Sonnabend, trainingsfrei am Sonntag. Die Mannschaft des FC St. Pauli hatte sich ein langes Wochenende verdient, befand Holger Stanislawski. "Es war unheimlich schwer, in Oberhausen zu gewinnen. RWO ist ein sehr unangenehmer Gegner", bestätigte der Trainer, was er schon vor der Partie prophezeit hatte. Seine Mannschaft hatte die Aufgabe bravourös gemeistert, hatte sich trotz eines Rückstands nicht aus der Ruhe bringen lassen und das Spiel letztlich souverän gewonnen. Wenn Oberhausen die momentanen Leistungen über die Saison bestätigen kann, wird das in dieser Spielzeit nicht vielen Mannschaften gelingen, schon gar nicht mit einer solchen Vielzahl an Tormöglichkeiten. "Die lassen normalerweise weniger Chancen zu", sagte Stanislawski. Es war ein starker Auftritt der Hamburger. Ein Auftritt, aus dem sich zwei wichtige Erkenntnisse ziehen lassen.

Erstens: Die beiden Niederlagen gegen die Spitzenklubs aus Kaiserslautern (1:2) und Bielefeld (0:1) haben der Mannschaft mehr geholfen als geschadet. Sie hat ihre Lehren aus den knappen Niederlagen gezogen und es wie angekündigt geschafft, "das Positive mitzunehmen". In den drei Wochen nach der letzten Pleite in Bielefeld hat Stanislawski seinen Jungs eingeimpft, dass sie geduldiger spielen müssen, dass sie sich auch mal zurücknehmen müssen, wenn sie gegen ein Beton-Bollwerk anrennen. Gegen Oberhausen hat die Mannschaft diese Forderung ihres Trainers perfekt umgesetzt. Es war auch nach dem Rückstand keine Nervosität zu erkennen, die Mannschaft tat genau das, was Stanislawski vor jedem Spiel fordert und auch in der Pause ansprach: "Zieht euer Spiel durch, nicht den Mut verlieren", hatte der Trainer gesagt. Die Devise: Offensiv spielen, kurze, schnelle Pässe und - seit Neuestem - geduldig bleiben.

Dass die Spieler diese Vorgabe in stoischer Ruhe umsetzten, kontrolliert auf den Ausgleich drängten und das Spiel drehten, bringt die zweite Erkenntnis: Die Mannschaft hat ein großes Vertrauen in ihren Trainer und - noch wichtiger - in die eigene Stärke. Auch gegen defensiv gut strukturierte Gegner ist der FC St. Pauli jederzeit in der Lage, Chancen zu kreieren. Über neunzig Minuten sind die Braun-Weißen nur sehr schwer zu kontrollieren. "23 Tore nach neun Spielen sind ja auch kein Schmutz", sagte Holger Stanislawski mit der ihm eigenen Schnauze.

Vor wenigen Wochen äußerte der Coach noch Bedenken, dass sich die Gegner des FC St. Pauli in Zukunft sehr defensiv aufstellen würden. Jetzt dürfte ihm klar sein: Wenn die Mannschaft die Ruhe behält, kann sie sehr gut mit defensiv eingestellten Gegnern fertig werden. Zumal St. Pauli mit Marius Ebbers derzeit über einen Stürmer verfügt, der für extrem viel Unruhe im gegnerischen Strafraum sorgt, der sich sowohl Tore selbst erkämpft (wie beim Ausgleich in Oberhausen), als auch Treffer vorbereitet (schon fünf Assists).

"Es macht richtig Bock, mit Marius zusammenzuspielen", lobte Deniz Naki den Stürmer. Ebbers selbst bleibt gelassen: "Ich profitiere von der Qualität der Mannschaft", sagt der Blondschopf. Die Spieler wissen um ihre Qualität. Aber sie wissen auch, dass es immer noch viel zu lernen gibt, dass sie sich stets weiterentwickeln müssen. Wie nach den beiden Niederlagen, als die Geduld dazukam.

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