St. Paulis Max Kruse spielte dreieinhalb Jahre in Bremen. Jetzt brennt er auf die DFB-Pokalpartie gegen seinen Ex-Verein.

Hamburg. Für den Moment war es eine schwere Entscheidung. Obwohl Thomas Wolter, sein Trainer in der Regionalligamannschaft, ihn gerne halten wollte und signalisierte, dass er im Profikader auf lange Sicht eine Chance hätte, sah Max Kruse - für einen 21-Jährigen erstaunlich realistisch und weitsichtig - ein, dass er in der Bundesligamannschaft des Werder Bremen keine Perspektive haben würde.

Für einen so jungen Spieler ist es nicht einfach zu verstehen, dass er einen Schritt zurück gehen muss, um zwei nach vorne zu kommen. Doch Max Kruse nutzte die Gelegenheit - und nahm trotz einer Offerte aus Bremen das Angebot des FC St. Pauli an. "Am Anfang war es schwierig, das abzuhaken", sagt Kruse vor dem Spiel im DFB-Pokal gegen seinen Ex-Klub (Mi., 19.00 Uhr). "Aber jetzt bin ich damit durch. Es ist der richtige Weg hier bei St. Pauli."

Eine Halbzeit lang durfte Kruse in Bremen Bundesligaluft schnuppern. Beim 8:1-Kantersieg gegen Arminia Bielefeld bereitete Kruse sogar ein Tor vor. Mehr Chancen bekam er nicht. Obwohl Kruse von dreieinhalb schönen Jahren in Bremen spricht, ist leichte Verärgerung zu spüren, wenn er beispielsweise auf Werder-Trainer Thomas Schaaf angesprochen wird. "Ich will da jetzt nichts mehr zu sagen. Das ist vorbei und es macht keinen Sinn, in der Vergangenheit zu wühlen", sagt er, auch rhetorisch jetzt ganz Profi.

Beim FC St. Pauli hat sich Kruse dagegen schnell in der Mannschaft zurecht gefunden, er war der Spieler der Vorbereitung, hatte seinen Platz in der Startelf so gut wie sicher. Dann zuckte der Oberschenkelmuskel, Kruse musste pausieren und konnte nur zuschauen, wie seine Kollegen ein starkes Spiel nach dem anderen ablieferten. Jetzt ist er wieder voll belastbar, hat die letzten zwei Wochen beschwerdefrei trainiert und fühlt sich nach zwei Kurzeinsätzen gegen Frankfurt und Kaiserslautern fit: "Ich bin bereit für neunzig Minuten", sagt er.

Da kommt das Pokal-Duell mit dem Titelverteidiger gerade richtig. Kruses Chancen, morgen von Beginn an aufzulaufen, stehen nicht schlecht. Sein Trainer, der nach einer kurzen Nacht und einer zwanzigminütigen Nachbesprechung mit der Mannschaft die 1:2-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern schon gestern aufgearbeitet und abgehakt hatte, weiß, wie sehr der gebürtige Reinbeker darauf brennt, gegen seinen Ex-Klub aufzulaufen. Und es ist wahrscheinlich, dass Holger Stanislawski seine Mannschaft für das Spiel in Bremen leicht umbauen wird. "In den kommenden englischen Wochen werden wir aufgrund der hohen Belastung alle Spieler brauchen", sagte Stanislawski. Kruse könnte für Deniz Naki in die Startelf rücken, der im Gegensatz zu seinen Kollegen noch kein spielfreies Wochenende hatte, weil er in der U-21-Nationalmannschaft debütieren durfte.

Für den FC St. Pauli geht es gegen Werder Bremen darum, eine Überraschung zu schaffen und etwas für die Vereinskasse zu tun. Für Max Kruse geht es um mehr. Er kann sich noch mal beweisen, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat.

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