Den beeindruckenden Saisonstart erlebte Max Kruse als Zuschauer im Stadion und am Fernseher. Dabei hatte er das ganz anders geplant.

Hamburg. Vier Spiele, 13:3 Tore, drei Siege, ein Unentschieden: Tabellenführung. Die Brust der Spieler des FC St. Pauli ist breit. Und zumindest in diesem Punkt hat er in den vergangenen Wochen mit den Kollegen Schritt halten können. "Ich habe im Oberkörperbereich viel trainiert", sagt Max Kruse. Hinzu kamen noch tägliche Dauerläufe und einige Teil-Einheiten mit der Mannschaft. Viel mehr ließ seine rätselhafte Oberschenkelverletzung nicht zu. Den beeindruckenden Saisonstart erlebte er als Zuschauer im Stadion und am Fernseher. Statt in der Anfangself, für die er bei Trainer Holger Stanislawski nach hervorragenden Leistungen während der Vorbereitung fest eingeplant gewesen war, durchzustarten, hängt der Neuzugang von Werder Bremen seit 30 Tagen in der Warteschleife.

Begonnen hatte das Dilemma am 31. Juli. Beim Sprinttraining bemerkte er ein leichtes Ziehen im rechten Oberschenkel. "Das war nicht weiter schlimm", erinnert sich der 21-Jährige, doch zwei Tage später war Schluss. Zu Beginn der zweiten Halbzeit des DFB-Pokalspiels beim FC Villingen musste er passen. Die 18, seine Rückennummer, leuchtete rot auf der Wechseltafel auf, grün erschien die 23 von Deniz Naki. Ein Bild, das mit seinen Ampelfarben rückblickend perfekt als Sinnbild taugt. Während Kruse zum Stehen gezwungen wurde, gab sein 20-jähriger Vertreter im linken Mittelfeld Vollgas. Naki erzielte gegen den Oberligaklub in der Verlängerung beide Tore zum 2:0-Sieg, schwang sich anschließend mit seinen Leistungen in der Liga (ein Tor, drei Vorlagen) zum Top-Spieler auf und wurde erstmals zur U-21-Nationalmannschaft eingeladen. "Ich bin positiv überrascht, wie gut die Mannschaft in die Saison gestartet ist", sagt Kruse, "allerdings war mir von vornherein klar, dass wir eine sehr gute Rolle spielen würden".

Als Rätsel erwies sich dagegen seine Verletzung. Oberschenkelprobleme, so der vom Verein stets gewählte Terminus, würden Kruses Mitwirken am täglichen Training verhindern. "Keiner wusste so ganz genau, was es war", erklärt der gebürtige Reinbeker, der noch die Folgen eines Schien- und Wadenbeinbruchs in Form eines 30 Zentimeter langen Nagels im Bein spazieren trägt. Er selbst vermute einen Muskelfaserriss, doch es ließen sich keine Einblutungen finden. "Das war schon etwas komisch", findet Kruse, der von den Physiotherapeuten grünes Licht erhielt, den Oberschenkel aber nicht maximal belasten konnte. Nach mehreren gescheiterten Versuchen entschloss er sich am vergangenen Mittwoch, komplett aus dem Training zu gehen. Mit Erfolg: "Jetzt geht es besser. Ich gehe davon aus, zur kommenden Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen zu können", sagt er, und die Hoffnung ist in seiner Stimme deutlich herauszuhören, "ich will am 13. September gegen Frankfurt wieder mit dabei sein."

Dass es schwer werden wird, einen Platz in der funktionierenden Mannschaft zu bekommen, weiß er. "Natürlich, es gibt für den Trainer momentan keinen Grund zu wechseln. Aber ich habe in der Vorbereitung gute Leistungen gezeigt und werde meine Chance bekommen. Diese gilt es dann zu nutzen." Zumindest das große Ziel, das er sich mittelfristig gesteckt hat, soll erreicht werden. Am 23. September tritt der FC St. Pauli im DFB-Pokal bei Kruses Ex-Klub an. "Gegen Werder in der Startaufstellung zu stehen, wäre ein Traum."

Für diesen arbeitet er nun. Zweimal am Tag schwitzt er in der Reha, absolviert Läufe, macht Krafttraining. "Da vergeht sogar mehr Zeit, als wenn ich ganz normal trainieren würde. Aber es wird sich lohnen. Bald bin ich wieder da."

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