Nach Guneschs Aussetzern sorgen Takyi und Lehmann mit spektakulären Toren für den verdienten Erfolg des Zweitligaspitzenreiters FC St. Pauli.

Frankfurt. Der Slogan ist kurz und knapp. "Dabeisein!", so der schlichte Rat, den der FSV fußballinteressierten Frankfurtern via Plakat gibt. Und so mancher dürfte sich nach der 2:3-Niederlage gegen den FC St. Pauli tatsächlich geärgert haben, diesem nicht gefolgt zu sein - vor allem dann, wenn er Anhänger der Hamburger ist, die im schmucken neuen Volksbank-Stadion mehr als die Hälfte der 8577 Zuschauer ausmachten und die 90 Minuten beim Tabellenletzten zum gefühlten Heimspiel werden ließen. "Auch unsere Haupttribüne ist von St.-Pauli-Fans besetzt", wunderte sich auch FSV-Coach Tomas Oral.

Die Erklärung für den erhöhten Zuspruch bekam er prompt präsentiert. "Die spielen einfach sensationell", lobte der 36-Jährige nach den 90 Minuten. Menschen, Tiere, Sensationen: Der FC St. Pauli 2009/10 ist die Attraktion der Liga. Kommen, Sehen, Staunen: Nach Siegen in Aachen (5:0) und Karlsruhe (4:0) gab der braun-weiße Wanderzirkus in Frankfurt seine nächste begeisternde Vorstellung.

Bereits nach 51 Sekunden traf Marius Ebbers zur Führung. Sein viertes Saisontor, gleichzeitig der 1000. Zweitligatreffer der Klubgeschichte, bedeutete den gewünschten Start nach Maß. Und dass der Aufwärtstrend am Bornheimer Hang anhalten würde, wurde selbst nach Cencis Ausgleichstreffer von niemandem bezweifelt. Zu dominant, zu souverän trat der Spitzenreiter in Frankfurt auf. 68 Prozent der Spielanteile und 18 Torschüsse, davon zehn Großchancen, sprachen eine deutliche Sprache. Und so sorgten die Hamburger eben selbst dafür, dass ihrem Publikum nicht nur guter Fußball, sondern auch Spannung und Dramatik geboten wurden. "Wir haben heute einfach den Schwierigkeitsgrad erhöht", sagte Sportchef Helmut Schulte und spielte auf die beiden völlig unnötigen Gegentore an. Ralph Gunesch, bereits beim 1:1 nicht im Bilde, traf in der 18. Minute ins eigene Tor und schlich zur Pause sinnbildlich als Letzter in die Katakomben.

Am einseitigen Spiel konnte der Rückstand allerdings nichts ändern. St. Pauli kombinierte sich nach leichten Anfangsschwierigkeiten auch in der zweiten Hälfte schnell und oftmals geschickt durch die Frankfurter Reihen. "Wir haben in der zweiten Halbzeit einfach zu selten den Ball berührt", analysierte Cenci die Niederlage, die Charles Takyi und Matthias Lehmann mit ihren sehenswerten Treffern perfekt machten. Während Takyi nach Pass von Florian Bruns FSV-Torwart Klandt umdribbelte und aus spitzem Winkel ins leere Tor traf (69.), feuerte Lehmann sechs Minuten später aus 16 Metern ein Geschoss ins obere rechte Toreck ab. Passend zum Treffer funktionierte der Mittelfeldmotor beim anschließenden Jubel den Ball in eine imaginäre Handgranate um. Und während die Spieler nach der Detonation alle auf dem frisch verlegten Rasen lagen, lieferten die Fans auf den Rängen die Ovationen.

Ein emotionales Spektakel, nach dem St. Pauli weiter an der Tabellenspitze steht und mit dem dritten Auswärtssieg in Folge einen neuen Vereinsrekord aufgestellt hat. Am Sonntag kehrt der Zirkus zurück in die Stadt. Am Millerntor ist der Tabellendritte aus Kaiserslautern mit in der Manege. Wer "dabei sein" will, hat allerdings schlechte Karten: Für die Partie sind bereits alle Tickets vergriffen.

Frankfurt: Klandt - Simac, Gledson, Husterer, Kujabi - Pintol (74. O. Mokhtari), Mehic, Lagerblom (10. Ledgerwood), Coulibaly (78. Gjasula) - Cenci, Junior Ross.

St. Pauli: Hain - Rothenbach, Morena, Gunesch, Drobo-Ampem - Boll, Lehmann - Bruns (72. Hennings), Takyi (90.+1 Schultz), Naki (72. Kruse) - Ebbers.

Tore: 0:1 Ebbers (1.), 1:1 Cenci (3.), 2:1 Gunesch (18., Eigentor), 2:2 Takyi (69.), 2:3 Lehmann (75.). Schiedsrichter: Fischer (Hemer). Zuschauer: 8577. Gelbe Karten: Pintol, Simac - Drobo-Ampem, Lehmann, Morena, Kruse.

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