Eine kulturhistorische Auseinandersetzung mit der Geschichte ist ab Juni erlebbar. Planer hoffen auf Exponate der St.-Pauli-Fans.

Hamburg. Eine Ausstellung, ein Gala-Abend, ein Musikfestival, zwei Bücher, ein filmisches Vereinsporträt und neben weiteren Veranstaltungen als Highlight ein Freundschaftsspiel, idealerweise gegen die Schotten von Celtic Glasgow. Ideen und Pläne, wie man das Jubiläum im kommenden Jahr feiern und in Szene setzen will, gab und gibt es in der vom ehemaligen Vorsitzenden der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM), Andreas Kahrs, geleiteten "Projektgruppe 2010" einige. Am 15. Mai wird der FC St. Pauli 100 Jahre alt, doch die Verantwortlichen scheinen die zahlreichen Fans und Sympathisanten des Hamburger Stadtteilklubs mit einigen Geburtstagsaktionen überraschen zu wollen.

Insofern überrascht es auch nicht, dass bislang wenig Konkretes verkündet werden durfte - oder konnte? Fest steht: Historiker Gregor Backes beleuchtet den Verein in einer wissenschaftlichen Arbeit während der Zeit des Nationalsozialismus, und die Autoren Christoph Nagel und Michael Pahl zeigen in ihrem Buch die Entwicklung des Klubs über die gesamte Dauer von der Gründung bis in die jüngste Zweitligazeit auf. Noch in diesem Jahr soll es den FC St. Pauli zum Nachlesen geben - und ab Juni 2010 dann auch zum Nacherleben. Im Rahmen einer Ausstellung, dem Kernelement der zahlreichen Projekte, wird die Geschichte des Klubs umfassend kulturhistorisch aufarbeitet. Für fünf Monate, bis in den Oktober hinein, beherbergt der Vorplatz der Südtribüne an der Budapester Straße ein temporäres Museum.

"Die Retrospektive zum Vereinsjubiläum versteht sich weder als 'Hall of Fame', noch möchte sie Austragungsort für Devotionalienkult sein", beschreibt Diana Schmies die Herangehensweise, "es stehen nicht goldene Pokale im Vordergrund, sondern die immateriellen und kulturellen Werte, die sich in und um den FC St. Pauli angesammelt haben und die den Hamburger Stadtteilverein so einzigartig machen." Die Kuratorin hat den Rundgang durch die 20 Hochseecontainer auf mehrere Ebenen ver- und in vier Themenbereiche unterteilt. Den Anfang macht die äußere Annäherung an den Klub "mit Fakten, Farben und allen Facetten, verpackt in einer Chronik", wie Schmies erläutert. Anschließend soll dem Besucher die sportliche Entwicklung nähergebracht werden. Die Geschichte des Stadions und - für einige vielleicht noch interessanter - die Geschichten über die vielen geplanten, aber nicht realisierten Arenen. Mannschaften, Spieler und ihre denkwürdigsten Momente. Im dritten Teil wird der Sprung vom Platz auf die Zuschauerränge vollzogen. "Wer steht da? Was passiert dort?", fragt Schmies, "wir widmen uns in diesem Bereich ausschließlich der Fankultur beim FC St. Pauli." Den thematischen Abschluss bilden die Interaktion zwischen dem Klub und dem Stadtteil mit seinen Bewohnern sowie eine mediale Auseinandersetzung und Kunstrezeption.

Vier Themenschwerpunkte, verteilt auf 20 begehbare Container. Ergänzt werden diese noch um 20 weitere, die der verbesserten Statik und Optik dienen. Das Gebilde soll, so der Verein, ein Leuchtturm im Stadtteil sein. Das Motto: Seecontainer werden zu Sehcontainern. Angeliefert werden sie zwar erst im Februar oder März des kommenden Jahres, doch der Erste steht bereits seit 20 Tagen auf dem Gelände, soll die Vorfreude steigern, auf das Projekt hinweisen und informieren. "Ein echter Appetithappen auf das, was da kommt", findet Bernd-Georg Spies, der als Vizepräsident im Klub als verantwortliches Bindeglied zur "Projektgruppe 2010" fungiert.

Allerdings sind die "Aussteller" um Schmies und Kahrs weiterhin auf der Suche nach Dingen, die sich in irgendeiner Form in der Ausstellung wiederfinden müssten. "Ich rufe alle St. Paulianer auf, in ihren Keller und ihre Kisten zu schauen, wo sich alte Gegenstände befinden. Stellt uns eure Exponate zur Verfügung", appelliert Kahrs. Wer sich angesprochen fühlt, kann sich unter der E-Mail-Adresse ausstellung@fcstpauli100.com melden.