Ein Fan des FC St. Pauli ist in Aachen von einer einer Brüstung gestürzt und wurde mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Aachen. Es passierte im Überschwang der Glücksgefühle. Als die Mannschaft nach dem 5:0-Sieg in die Fankurve lief, um sich für die Unterstützung zu bedanken, kletterte ein nach Aussagen Umstehender nicht nur stark freudetrunkener Fan auf die Brüstung, verlor das Gleichgewicht, stürzte in die Tiefe und schlug mit dem Kopf auf den gepflasterten Innenraum des Stadions (Abendblatt berichtete). Nach erfolgreichen Wiederbelebungsmaßnahmen im Stadion wurde der 39-Jährige mit lebensbedrohlichen Kopfverletzungen ins Krankenhaus gebracht.

Den Verein erreichten seit dem tragischen Unfall zahlreiche Genesungswünsche, allein im Internet-Fan-Forum des FC St. Pauli, das aufgrund des Vorfalls bis gestern Nachmittag geschlossen worden war, brachten Hunderte User ihre Bestürzung und Trauer zum Ausdruck.

Der Zustand des Verunglückten ist weiter ernst. "Mimi", wie das Mitglied des St.-Pauli-Fanklubs "Kleine Mexikaner" genannt wird, liegt im künstlichen Koma und hat sich bei dem Sturz beide Unterarme sowie mindestens einen Brustwirbel gebrochen, zudem zahlreiche Hämatome im Gesicht zugezogen. Seine Eltern und seine Schwester reisten gestern von Hamburg ins Uni-Klinikum nach Aachen.

Vertreter der Alemannia begaben sich noch in der Nacht auf eine erste Stadionbegehung und boten bei der Aufklärung und Ursachenforschung vollste Unterstützung an. "Es gibt weder Anhaltspunkte auf eine Fremdeinwirkung noch auf Mängel in der Bausubstanz oder in der Bauausführung am neuen Tivoli", sagte Polizeisprecher Paul Kemen. Auch seien bei dem 50 Millionen Euro teuren Stadion alle Sicherheitsstandards eingehalten worden. Der Verein Alemannia Aachen kündigte dennoch an, auf den Vorfall zu reagieren. Es werden derzeit Überlegungen diskutiert, vor den Gästeblock eine weitere, dritte Plexiglasscheibe zu installieren oder die hüfthohe Brüstung in der Mitte zu vergrößern.

Weshalb genau "Mimi" auf die Brüstung geklettert war, bleibt allerdings weiter unklar. Fest steht hingegen, dass der Werbebanner, der unterhalb des Fanblocks gespannt war, die Aufprallgeschwindigkeit aus mehr als sechs Metern Höhe etwas vermindern konnte.

"Ich sah einen Schatten, der von oben herunterkam, und dann lag er da wenige Meter vor uns blutüberströmt auf dem Boden. Es war schrecklich", stammelte Mittelfeldspieler Deniz Naki, der das Horrorszenario wie der Großteil seiner Mannschaftskollegen direkt miterlebte. Die Schockwirkung im Team ließ erst etwas nach, als auf der Rückfahrt um kurz vor 24 Uhr die Nachricht die Runde machte, dass sich die Lage des Fans etwas stabilisiert hatte. "Wir geben die Tabellenführung sofort für die Gesundheit des Menschen her", sagte Trainer Holger Stanislawski.