Konkurrent Benedikt Pliquett hat von Hain profitiert, ist gereift, wirkt abgeklärter. Der Heißsporn scheint sich im Griff zu haben.

Hamburg. Der Frage nach dem Konkurrenzkampf weicht er aus. "Ich habe jedenfalls keinen Passus in meinem Vertrag, dass ich immer spielen muss", sagt Mathias Hain, Torhüter des FC St. Pauli, "aber wenn ich meine Leistung bringe, stehe ich auch auf dem Platz. So ist es mit den Trainern besprochen."

Seine Leistung - spätestens seit dem Saisonauftakt am Freitag steht diese einmal mehr auf dem Prüfstand. Der Versuch, den ersten Ahlener Eckball in der 43. Minute abzufangen, misslang. Hain kam aus seinem Tor heraus, aber eben nicht an den Ball. Ahlens Döring, von Innenverteidiger Markus Thorandt sträflich allein gelassen, köpfte zum 1:1 ein. St. Pauli, bis dahin in allen Belangen überlegen, kam von der Siegerstraße ab, gewann in letzter Sekunde 2:1. "Trotz guter erster Hälfte gehen wir wegen dieser Szene mit 1:1 in die Pause. Ich könnte es mir einfach machen und sagen, ich bin gehalten worden. Aber so bin ich nicht gestrickt. Ich hätte auf der Linie bleiben müssen. Oder, wenn ich es durchziehe, richtig dazwischen gehen. Das habe ich nicht geschafft. So etwas ärgert und belastet mich, darf aber im weiteren Verlauf der Partie keine Rolle spielen. Das muss man ausblenden können." Zumindest das gelang dem 36-Jährigen, Hain blieb gegen den harmlosen Gegner fortan fehlerfrei.

Was nichts daran ändert, dass der Kampf um die Nummer eins im Tor des FC St. Pauli ausgeglichener geworden ist. Die Ansagen der Trainer in den Saisonvorbereitungen 2008 und 2009 - "Es gibt einen offenen Konkurrenzkampf" - wirkten auf die Ersatzleute Patrik Borger und Benedikt Pliquett noch wie der Aufruf zum Scheingefecht, zu unantastbar war die Position des Platzhirschen. Nun ist die Situation eine andere. Konkurrent Benedikt Pliquett (24) darf sich Hoffnungen auf die Wachablösung machen, zumal Hain keine überzeugende erste Saison im St.-Pauli-Trikot hinter sich hat. "Sie war nicht wirklich schlecht, aber es war und ist sicherlich noch Luft nach oben", sagt der Routinier selbstkritisch und lächelt.

Hain bleibt gelassen, von Verunsicherung keine Spur. "Ich werde 37 Jahre alt und habe über 400 Spiele im Profibereich gemacht. Bei allem persönlichen Ehrgeiz ist mein Blick auch auf das Team gerichtet. Ich bin nicht nur geholt worden, um fußballerisch mitzuhelfen, sondern die Mannschaft insgesamt weiterzubringen. Und ich habe immer versucht, dem zu 100 Prozent gerecht zu werden. Ich denke, die Leute sind mit mir zufrieden." Seine Bedeutung ist unbestritten. Hain ist gefordert: als Persönlichkeit, als Wachmacher, Motivator und Nörgler im täglichen Training - aber auch weiterhin auf dem Rasen der Zweiten Liga?

Konkurrent Benedikt Pliquett hat von Hain profitiert, ist gereift, wirkt abgeklärter. Der Heißsporn scheint sich im Griff zu haben. "Er hat im letzten halben Jahr eine sehr positive Entwicklung genommen", bestätigt Hain, "Bene ist definitiv bereit und reif für die Zweite Liga." (lwö)

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