Im Trainingslager wird der neue Spielführer bestimmt. Amtsinhaber Fabio Morena glaubt an seine Erfahrung. Mitbewerber sind Fabian Boll und Timo Schultz.

Pichl. Die weiblichen Gäste und Angestellten des 1911 erbauten Viereinhalbsterne-Ressorts "Pichlmayrgut" bekommen einiges geboten in diesen Tagen. "Es gibt sicher schlimmere Anblicke", sagt Bardame Marie, während ein St.-Pauli-Profi nach dem anderen mit freiem Oberkörper Richtung Wellness-Bereich marschiert. Abkühlen und entspannen wurde von Trainer Holger Stanislawski nach den ersten beiden sehr harten Trainingseinheiten bei knapp 30 Grad Celsius verordnet. Zur Freude der Spieler - aber noch deutlich mehr zum voyeuristischen Vergnügen der schaulustigen Damen.

Dass die Spieler ihre Freude hinter ernsten Mienen verstecken, hat derweil vielerlei Gründe: die Anstrengungen auf dem Platz, die Hitze, die Anspannung. Insbesondere Fabio Morena dürfte innerlich aufgewühlt sein, ist doch die Frage des Trainingslagers, wer in der neuen Saison Mannschaftskapitän wird. Er, der noch bis 2010 unter Vertrag steht, oder doch einer seiner Hauptkonkurrenten Timo Schultz und Fabian Boll? "Ich habe das Amt fünf Jahre bekleidet, weil der Trainer mich in der Rolle sehen wollte und weil ich mich darin bewiesen habe. Ich mache mir keinen Kopf - denn jetzt liegt die Entscheidung bei ihm."

Noch während der neun Tage in Österreich will sich Stanislawski ("Der Kapitän muss Erfahrung haben, Verantwortung übernehmen wollen sowie sportlich und menschlich passen") festlegen. Und es gäbe wohl auch kaum Diskussionen, hätte sich der FC St. Pauli nicht insbesondere in Morenas sportlicher Heimat, der Verteidigung, außergewöhnlich gut verstärkt. "Zehn Leute für vier Positionen - die Konkurrenz ist hart", weiß Morena, "aber ich werde das Amt nicht freiwillig hergeben. Die Konkurrenz ist gut für das Erreichen hoher Ziele."

Und die hat auch der 29-Jährige. Ob der Aufstieg in die Bundesliga dieses Jahr schon Thema sein kann? "Wir sind sehr stark und breit gut aufgestellt. Wir haben alle Positionen mindestens doppelt besetzt und dürften nicht wieder personelle Engpässe bekommen wie vergangene Saison", antwortet der Abwehrchef diplomatisch, bevor er sich einen Ruck gibt: "In der zweiten Liga zählen nur die Aufstiegs- und die Abstiegsränge. Alles dazwischen ist eher uninteressant. Daher ist die Konkurrenz genau das, was wir brauchen und was uns dieses Jahr antreiben wird."

Dass genau dadurch auch Opfer unumgänglich sind, das weiß Morena, der seit acht Jahren, anfangs beim VfB Stuttgart, das Zimmer mit Außenverteidiger Florian Lechner teilt. Neun Tage mit den gleichen Mitspielern eng auf eng, droht da ein Lagerkoller? "Nach fünf, sechs Tagen wird es zumeist haarig, da haben die harten Einheiten den Spielern den Humor genommen. Dann sind die Trainer gefragt, für Abwechslung zu sorgen." Die Bestimmung des neuen Kapitäns ist dafür allerdings weniger geeignet als ein Gang in den Wellnessbereich.

Heute um 17 Uhr trifft der FC St. Pauli im Nachbarort Flachau auf Erstligaaufsteiger Mainz 05.

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