St. Paulis Sportchef Helmut Schulte verkündete vergangene Woche, dass die Personalplanung beim Kiesklub abgeschlossen sei. Grund genug, den Kader unter die Lupe zu nehmen.

Hamburg. In der vergangenen Woche hat Helmut Schulte unter Beweis gestellt, dass St. Paulis Sportchef durchaus für Überraschungen gut ist. So haben die Transfers von Charles Takyi und Matthias Lehmann weit über die Hamburger Stadtgrenzen hinaus für anerkennende Verwunderung gesorgt. Sogar Alexander Ludwig, der eine Woche zuvor seinen Wechsel zu 1860 München vermeldet hatte, fragte ungläubig per SMS nach, ob die Verpflichtungen wirklich perfekt seien.

Sie sind es. Mit den Neuzugängen Takyi (250 000 Euro, Fürth), Lehmann (Aachen), Max Kruse (Werder II), Markus Thorandt (1860, alle ablösefrei), Davidson Drobo-Ampem (eigene Jugend) und Jonathan Bourgault (war an Wilhelmshaven ausgeliehen) und den sechs Abgängen (Trojan, Ludwig, Weigelt, Brunnemann, Schnitzler und wohl auch Hoilett) konnte Schulte zufrieden vermelden, dass die Personalplanungen abgeschlossen seien. Grund genug, den 26 Mann starken Kader genau zu betrachten.

Torhüter

Trotz seiner wechselhaften Saison wird Mathias Hain auch in die nächste Spielzeit als klare Nummer eins gehen. Benedikt Pliquett und Patrik Borger bleibt erneut nur der Kampf um die Nummer zwei. Abendblatt-Fazit: Es gibt aktuell keinen Handlungsbedarf, wobei Hain sich steigern muss.

Abwehr

In der vergangenen Saison bereitete St. Paulis Defensive Trainer Holger Stanislawski die größten Kopfschmerzen, was sich auch nach dem Transfer Thorandts nicht geändert haben dürfte. So bleibt Carsten Rothenbach auf der rechten Abwehrseite nahezu konkurrenzlos, in der Innenverteidigung bewerben sich nun vier statt vorher drei Abwehrrecken gleichberechtigt um die zwei offenen Planstellen. Sorgen bereitet Stanislawski weiterhin die linke Seite, wo die Youngster Jan-Philipp Kalla und Drobo-Ambem und der Dauer-Verletzte Andreas Biermann mit Rechtsfuß Florian Lechner und dem gelernten Innenverteidiger Ralph Gunesch um einen Platz kämpfen. Abendblatt-Fazit: Ein guter Linksverteidiger wäre wünschenswert.

Mittelfeld

Trojan und Ludwig sind weg, Takyi und Lehmann dafür da. Damit konnte St. Pauli zwei Schlüsselspieler adäquat ersetzten, wobei der wahrscheinliche Abgang von Hoilett eine große Lücke in der Offensive reißt, die Nachwuchs-Profi Kruse nur schwer ausfüllen kann. Auch Brunnemanns Weggang ist mit der Rückkehr Bourgaults nicht optimal ersetzt. Abendblatt-Fazit: Stanislawski muss hoffen, dass die lange verletzten Meggle (soll bleiben) und Gouiffe à Goufan dieses Jahr von Wehwehchen verschont bleiben.

Sturm

Marius Ebbers, Morike Sako, Ömer Sismanoglu und Rouwen Hennings, der vom HSV endgültig verpflichtet werden soll, wollen für die Tore sorgen, die ihnen im vergangenen Jahr viel zu selten gelungen sind. Das Quartett hat gemeinsam insgesamt nur 16 Saisontore erzielt. Abendblatt-Fazit: Die Verpflichtung eines Torjägers wäre dringend erforderlich.

Gesamt-Urteil: St. Pauli konnte die Abgänge der beiden wichtigsten Spieler gut ersetzen, hat sich im Vergleich zur letzten Saison aber nicht verstärkt. Damit das Team erneut eine überzeugende Saison spielt, müsste Helmut Schulte ein weiteres Mal seine Fähigkeit zu überraschen demonstrieren. Ansonsten droht eine unfreundliche Überraschung.