Kurz bevor sich Holger Stanislawski am vergangenen Sonntag nach Sylt in seinem Urlaub verabschiedete, hatte St. Paulis Trainer noch mal angekündigt, dass er mit einem guten Gewissen in die Ferien fahren werde.

Hamburg/Fürth - "Keiner braucht sich Sorgen machen, wir werden einen guten Kader zusammenbekommen", hatte Stanislawski nach den Abgängen von Alexander Ludwig (1860 München), Filip Trojan (Mainz 05) und Björn Brunnemann (Union Berlin) demonstrativ versucht, der negativen Grundstimmung rund um den Kiezklub entgegenzuwirken. Offenbar mit Erfolg: So hat das Abendblatt aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass der Hamburger Zweitligaklub neben Alemannia Aachens Matthias Lehmann auch den Ex-Kiezkicker Charles Takyi von der SpVgg Greuther Fürth zum Millerntor zurückholen möchte.

"Unser Präsident ist mit dem FC St. Pauli in Gesprächen. Alles weitere wird man in den nächsten Stunden und Tagen sehen", bestätigte Fürths Manager Rachid Azzouzi dem Abendblatt Verhandlungen. Sollte Takyi tatsächlich nach nur einer Saison in der Ferne zurück nach Hamburg wechseln, käme das einer Transfersensation gleich. Schließlich hatte der kreative Mittelfeldspieler vor einem Jahr St. Pauli den Rücken gekehrt, um in Fürth seinem Traum von einem Engagement in der Bundesliga näher zu kommen. Obwohl "Sir Charles", wie ihn die Fans am Millerntor tauften, insgesamt auf 29 Einsätze und drei Treffer kam, schaffte es Takyi zu keinem Zeitpunkt, sich im fernen Frankenland zu akklimatisieren. Als zum Heimweh private Probleme kamen, entschied sich Takyi, einer Rückkehr nach Hamburg gegenüber offen zu sein. Stanislawski, der in all den Monaten den Kontakt zu seinem früheren Leistungsträger nie abbrechen ließ, ergriff die Möglichkeit und strebte umgehend Verhandlungen mit Fürths Präsident Helmut Hack an. "Ich kann bestätigen, dass Charles nicht glücklich bei uns ist und dass sich St. Pauli bei uns nach ihm erkundigt hat", gab Fürths Präsident das Hamburger Interesse etwas zögerlich gegenüber dem Abendblatt zu.

Obwohl Hack den früheren Hamburger durchaus ziehen lassen würde, steht dem sich anbahnenden Transfer noch eine mögliche Ablösesumme im Weg. Takyi hat einen laufenden Vertrag bis 2011, laut transfermarkt.de einen Kaufwert von 1,2 Millionen Euro. Doch auch in dieser Frage scheinen sich die beiden Vereine schon angenähert zu haben. "Man wird sicherlich eine Lösung finden", bestätigt Azzouzi, der eine Ablösesumme im unteren sechsstelligen Bereich oder auch ein mögliches Ausleihgeschäft in Betracht ziehen soll. Der 24-jährige Noch-Fürther, der seit Montag im Urlaub weilt, könnte der Nachfolger seines Kumpels Trojan werden, der kurioserweise vor einem Jahr als Takyi-Ersatz aus dem eigenen Reihen rekrutiert wurde. Sollten sich St. Pauli und Fürth über die Ablösemodalitäten einig werden, könnte der Transfer bereits in dieser Woche vollzogen werden.

Ebenfalls kurz vor einem Wechsel soll weiterhin Aachens Lehmann stehen, den St. Paulis Verantwortliche gerne als Ludwig-Nachfolger verpflichten möchten. "Matze würde unser Team weiterbringen. Er ist ein richtig guter Fußballer, der immer voran geht", lobt sein früher und vielleicht baldiger Mitspieler Marius Ebbers, der bis zum vergangenen Sommer gemeinsam mit Lehmann für Aachen spielte. Ebbers selbst will St. Paulis Transferaktivitäten gemütlich aus der Ferne betrachten. Die Namen Takyi und Lehmann sorgen aber auch bei ihm für einen entspannten Urlaub. (ks)

Am heutigen Mittwoch tritt St. Paulis U 23 zum ersten Regionalliga-Aufstiegsspiel gegen Holstein Kiel II um 19 Uhr im Millerntorstadion an. St. Pauli, das mit den Profis Patrik Borger, Jan-Philipp Kalla und Davidson Drobo-Ampem spielt, rechnet mit 1000 Zuschauern.