Ein Kommentar von Peter Wenig

Im Profifußball ist es manchmal wie im richtigen Leben. Wenn langjährige Partner sich nur noch misstrauen, kommt es irgendwann zur Scheidung. Schmerzlich - aber definitiv besser als die Fortsetzung eines monatelangen Rosenkriegs.

Die Trennung von Sportchef Helmut Schulte trifft den FC St. Pauli dennoch zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Denn genau jetzt laufen die Planungen in Sachen Transfers für die kommende Saison auf Hochtouren - es gilt, eine schlagkräftige Mannschaft zusammenzustellen. Und gerade in diesem Bereich können auch die größten Kritiker Schulte kaum Vorwürfe machen. Besonders im Vergleich zum Rivalen HSV ist Schultes Top/Flop-Bilanz außerordentlich positiv.

Der FC St. Pauli muss den zentralen Posten sehr zügig neu besetzen, um handlungsfähig zu bleiben. Doch auch dann bleibt die Frage, wie schnell sich der Nachfolger die notwendige Autorität erarbeiten kann. Mehr denn je braucht der Kiezklub einen starken Sportchef. Wer auch immer Schulte beerben wird, muss den angeschlagenen Trainer André Schubert stützen, der nach seiner Beinah-Entlassung unter enormem Druck steht.

Mit der Trennung von Schulte verliert der FC St. Pauli zudem das nächste markante Gesicht - nach dem Rücktritt von Präsident Corny Littmann und dem Abgang von altgedienten Spielern wie Carsten Rothenbach oder Marcel Eger. Schon deshalb war der gestrige Tag für den Klub, der auf einzigartige Art Tradition und Revolution paart, kein guter.