Die Posse um Trainer André Schubert ist kein Zufall

Was ist eigentlich genau passiert beim FC St. Pauli?, könnte ein interessierter Beobachter des Fußballvereins aus der Zweiten Liga fragen. Trainer André Schubert? Weiterhin im Amt. Sportdirektor Helmut Schulte? Von einer Entlassung keine Rede, zumindest gestern nicht. Das fünfköpfige Präsidium? Immer noch vollzählig da, genau wie der aus sieben Personen bestehende Aufsichtsrat. Viel Lärm um nichts also?

Von wegen! Die für den Verein unterm Strich mehr als peinliche Posse um den intern bereits entlassenen und vor der offiziellen Bekanntgabe wieder eingestellten Trainer war viel mehr als eine im Fußballgeschäft häufig zu beobachtende Verkettung unglücklicher Umstände. In diesem Stresstest offenbarten sich vielmehr die auch strukturell bedingten Führungsprobleme bei Braun-Weiß, trotz aller offenkundigen Erfolge wie dem Stadionneubau.

Ein Klub, dafür gibt es reichlich Belege, kann nur dann das sportlich Maximale ausschöpfen, wenn die Machthierarchien und Entscheidungsflüsse klar geregelt sind. Beim FC St. Pauli hingegen ist der erste Repräsentant des Vereins, also Präsident Stefan Orth, nicht wirklich der starke Mann. Die Zügel in der Hand halten andere, wie sein Stellvertreter Bernd-Georg Spies oder Gernot Stenger. Viel schwerer wiegt jedoch, dass sich im Präsidium nur Ehrenamtsträger befinden, was angesichts der Fülle an Aufgaben heute kaum noch sinnvoll erscheint. Dass unter beruflichen Belastungen die Kommunikation zwischen Präsidium und dem Trainer leidet, war eine logische Folge und trug zur Posse bei.

Als Verlierer dieser Tage muss aber auch Helmut Schulte gelten. Ein Manager hat nur dann seine Pflicht erfüllt, wenn er mit dem Trainer ein Team bildet; wenn er Schubert Rat gibt, negative Entwicklungen erkennt und versucht, diesen rechtzeitig entgegenzuwirken.

Ein "Weiter so" ohne eine kritische Aufarbeitung ist deshalb nicht nur eine fatale Fehleinschätzung der Lage, sondern könnte früher oder später zu neuen Verwerfungen führen, was die Wahrscheinlichkeit erhöht, erneut die sportlichen Ziele (Aufstieg in die Bundesliga) zu verfehlen.